Multitrack Warping onboard-Hack mit Ambisonics

Cubase 10 hat viele tollen Neuerungen, dennoch fehlt nach wie vor das oft gewünschte Multitrack-Warping. Irgendwo von einem Mod las ich jüngst, dass das recht oben auf der To-Do-Liste stünde, was natürlich keinerlei konkrete Prognose zulässt, wann wir wirklich in den Genuss kommen werden.

Egal, mit den Ambisonic-Aufbohrungen der neuen Version unserer Lieblings-DAW sind neue Kanalformate dazugekommen, wovon 2 mit nur noch kleinen Umwegen für ein phasenstarres Multitrackwarping einsetzbar sind:

Ambisonics 2nd order: 9 channels
Ambisonics 3rd order: 16 channels

Ambisonics 1st order hat 4 Kanäle und kann im Multiwarp-Kontext nichts, wöfür andere 4-kanaliges Formate wie LRCS etc. schon vorher einsetzbar waren.

Dazu einfach die Kanäle auswählen (z.B. eine 15-kanalige Drumaufnahme), mit der neuen Funktion ‘Spuren konvertieren > Mono zu Multikanal’ in ein Multikanalformat konvertieren und dann mittels Warp im Sample-Editor behandeln. Ging schon immer mit einem Umweg über z.B. Audacity, was ein Multichannel-File aus mehreren Tracks erzeugen kann. Jetzt kann man den Umweg gewissermaßen kürzer gestalten und (bei nicht mehr als 16 Kanälen) innerhalb von Cubase verbleiben - immerhin :laughing:

Die Anzahl der Spuren muss dabei exakt dem gewählten Multikanalformat entsprechen. Im Falle der beispielhaft genannten 15 Drumkanäle gibt es kein passendes, 15-kanaliges Format. Durch Kopieren einer Spur kann man sich aber leicht auf 16 erweitern und trifft dann genau die Kanalzahl von Ambisonics 3rd order. Genauso mit 2nd order, wenn’s bis zu 9 Spuren sind. Für alles bis 6 lässt sich ein anderes Format benutzen, mit dem Vorteil, dass man das dann mit dem Mix6to2-Plugin zumindest halbwegs vernünftig monitoren kann.

Rückwärts geht’s dann genauso mit ‘Spuren konvertieren > Multikanal zu Mono’ - die ‘Fülltracks’ einfach wieder entsorgen.

Das ist natürlich nach wie vor etwas rumpelig und wenig elegant, das Multikanalmonster in stereo only abhören ist auch kein echter Spaß. Lässt sich aber mit dem VST Ambi Decoder-Plugin zumindest so hindrehen, dass man keinen Ohrenkrebs bekommt. Zum Warpen langt’s :mrgreen:

Hey MarQ!

Wenn ich einen MultiTrack (Stereo / Ambisonics / …) in Mono-Clips umwandle (Projekt → Spuren konvertieren → Mehrkanal zu Mono), gehen alle meine Audio-Warp Bearbeitungen verloren (egal ob über die Quantisierungsfunktion oder über manuelle Warps).
(Das gleiche passiert beim umgekehrten Prozess (Mono-Clips zu MultiTracks).

Hast du eine Ahnung, was ich falsch machen könnte?
Ich benutze Cubase 10.0.50 - also die derzeit neuste Version von Cubase 10.0

Hier eine Visualisierung meines Problems:


Gruß
Kastenfrosch


Edit:
Wenn ich über Audio → Echtzeitbearbeitung → Echtzeitbearbeitung festsetzen den Audio-Warp vor dem Splitten/Mergen bounce, bleibt er erhalten.
Das ist zwar destruktiv, aber funktioniert wenigstens.

Edit2:
Hier noch 2 Probleme in die ich gelaufen bin:

  1. Beim Aufsplitten eines Ambisonics-Tracks in Mono-Tracks sind die Mono-Tracks kaputt (egal wie ich sie route/panne/…, sie spielen nichts ab), sodass ich die Events auf neue Mono-Tracks kopieren muss
  2. Die Elastique Algorithmen verursacht auf Ambisonic tracks auf der Bassdrum Spur starke Artefakte (die er auf einer Mono-Spur nicht verursacht). Der Standard-Drum Algorithmus funktioniert aber.

Warum auch nicht. Vielen Dank MarQ!
ABER…
Ich bin selber kein Anhänger von Multi Warping auf Multi Spuraufnahmen wie Drums, da es immer mit Stretch-Artefakten versehen sein wird. Was mir überhaupt nicht gefällt.
Ich packe lieber alle betreffenden Spuren in einen Ordner und gruppiere diese. Mit dem SLIP EDITING erzielt man bessere Ergebnisse, da hiermit kein einziger Schlagzeugklang gestaucht, Transienten verschliffen, Becken künstlich verlängert oder gar der Raumhall verfremdet wird:

Und diese Funktion besitzt Cubase schon seit Jahrzehnten… :wink:

Zudem kann man das auch noch weiter perfektionieren, so dass Cubase diese Arbeit automatisch erledigt, inklusive Quantisieren und Crossfaden:

Sicher auch mit ein Grund, warum ein händisches Multiwarp im Arrange noch nicht umgesetzt wurde, da es ja sehr gute Lösungen in Cubase schon gibt. Multi Warp ist eh quasi ja nur für Drums oder mehrmikro-Gitarrenabnahmen interessant.
Die Profileute wandeln Schlagzeugrecordings gleich in Midi Noten um, dann eh viel flexibler, allgemein mit besserem Sound. Und Umwandlung in Midi ist in Cubase ja bekanntermaßen sowieso super easy…

Gruss C.

Ich glaub, s liegt eher daran, dass die Bearbeitung im Hintergrund noch über den Sample-Editor läuft, den man nicht mit dem Projekt zoom-linken kann wie Audio-Part-Editor & Midi-Editor (nicht gerade handlich für gewisse Arbeiten und sollte mal überarbeitet werden) Gute Lösungen seh ich da noch nicht - in PT, LX & S1 sind Group-Editing Sachen, besonders MultiWarp, um einiges besser umgesetzt.
Für Drums, Multi-Mic-Recordings unverzichtbar - viel schlimmer bei Vocals, die man warpen/ausrichten muss - im Sample-Editor trotz „Ghost“ furchtbar umständlich und nur auf 2 Events begrenzt - das größte Handicap von Cubase :frowning:

Zwei Jahre später und Cubase bietet Multitrack-Warping leider noch immer nicht in vereinfachter Form an… So ist es eben.

In der Zwischenzeit bekam ich öfter Material zum Mischen rein, wo die Drums in Logic ge-multi-warpt wurden und kann nur berichten, daß es zwar phasenstarr zu sein schien, aber doch mit etlichen Artefakten behaftet. Da ich Logic nur von außen kenne, hab ich keine Ahnung, ob da einfach schlampiges Handwerk gemacht wurde oder ob es eben besser nicht geht.

Schneiden, sliden, faden im gruppierten Ordner liefert mir nach wie vor die besten Ergebnisse bei Drums und ist insgesamt weniger umständlich als der im Eingangspost beschriebene Hack.

Ich multi-warpe durchaus, z.B. bei Gitarren, wofür ich einfach Multichanneltracks benutze. Auf einen LRC-Track passen wunderbar 1 x DI-Signal und 2 x Mic, was sich ohne weitere Umstände dann einfach mit FreeWarp behandeln lässt. Zum Abhören beim Bearbeiten Mix6to2, zum Mischen splitte ich’s dann meistens auf Monotracks auf.

Könnte mir durchaus immer noch vorstellen - wünschen darf ich’s mir zumindest - , daß in diesen Bereich eines Tages etwas mehr Bequemlichkeit in Cubase einzieht und MultiWarp einfach wie die Ordner-Gruppenbearbeitung implementiert wird :wink:

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Wenn Du diese Funktionen vom Quantisierungsfeld aus aufrufst und auf den gesamten Ordner anwendest geht das doch schon recht zügig. Holger Steinbrink hat das in seinem Video zum Group Editing sehr gut erklärt.

Edit: Damit kein falsche Eindruck entsteht: Trotzdem würde auch ich die Einführung von Multi-Warp sehr begrüßen!

@tsching Ich hoffe, Du verklagst mich nicht wegen des Screenshots :worried:

Über das Quantisierungsfeld funzt das ganz gut, solang die Performance simpel ist und nicht zu dicht/schnell und möglichst durchgängig 4/4. Dann entstehen nicht so viele Schnippelchen und alles geht ohne viel Stress geschmeidig.

Wenn es sich um anspruchsvolleres Metal-Geklopfe handelt, dann entstehen dabei viele kleine Events, wovon manche nur ein paar Samples verschoben werden, was häufig hörbare Phasenprobleme während der Crossfades verursacht. Das liese sich verhindern, indem man manuell einige Hitpoints rausnimmt.

Alles in allem bin ich mit händischem Schneiden und Sliden einfach schneller. Dabei zerleg ich die Performance wenn möglich nicht in atomare Einzelteile, sondern lasse lieber größere Portionen zum Verschieben > mehr Naturalismus, weniger Crossfades/Phasentrouble.

Bei beiden Methoden, manuell oder semi-automatisch komm ich um’s Durchhören/Nachkontrollieren nicht drumrum. Zugegebenermaßen bin ich da tendenziell perfektionistisch und grade im Rock/Metal-Kontext gibt’s jede Menge Krach drumrum, der sowas wie Crossfade-Phasing effektiv maskiert, was heißt, ich müsste es nicht so genau nehmen. Trotzdem will ich, daß meine Edits möglichst ‘wie gewachsen’ daherkommen und man keine Bearbeitungsartefakte hört. Mitunter krieg ich auch Sachen zum Mischen rein, die von waschechten Vollprofis gemacht wurden und staune über das nur mittelprächtig ausgeführte Handwerk. Ist funktional, aber von der mir eigenen Arbeitsästhetik aus betrachtet ganz einfach Pfusch :joy:

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Frage zu:
-Ambisonics
-Mix6to2

Sind die in Cubase oder muss ich das irgendwo kaufen?

Dieses „Auto“-Alignment/„Auto“-Quantisieren taugt einfach nicht und Warpen im Sample-Editor dauert Ewigkeiten, weil man kein Bezugspunkt hat oder den Zoom mit dem Projekt linken kann.
Gibt s nicht einen Steinberg-Menschen, der das Problem versteht und sich mal dazu geäußert hat?
Als ich mal anrief wegen mehrerer Bugs in Cubase & Wavelab, hieß s irgendwie: wir haben grad keinen Computer an oder das Programm geöffnet, um nachzuschauen, ob die Sachen an jedem Rechner so sind :joy::joy::joy::joy::joy: wow!
Hab dann 2 Videos dazu gemacht - immerhin gab s n Bugfix der GainReduction des Limiters im MasterRig von Wavelab 9.5.
Die Moll-Tonleitern im PitchCorrect sind seit Cubase 5 falsch - bin noch auf 10.5 - hat das jemand in 11 schon kontrolliert?

Sorry, dass ich etwas off-topic bin, aber s gibt Sachen, die seit Jahren nicht rundlaufen :frowning:

Ambisonics sind Mehrkanalformate und Mix6to2 ist schon seit langer Zeit als onboard-Plugin dabei.

Warpen im Sample-Editor hat auf jeden Fall das Raster als Bezugspunkt, komm damit super zurecht. Wenn man’s in der ‘lower zone’ öffnet, gibt’s - glaub ich - auch einen Scroll-Sync/Zoom-Sync, aber da würd ich mich jetzt nicht drauf festnageln lassen. Die Lower Zone nutze ich kaum, mir ist das extra-Fenster lieber (wahrscheinlich aus uralter Gewohnheit).

Okay Danke!
Also find ich das Ambisonics direkt in Cubase?

Raster bringt mir nichts, deswegen hab ich ja dieses „Auto“ erwähnt. Ich möchte nichts quantisieren/rastern. Der Bezugspunkt sollen die Events selbst sein, also FreeWarp im Arrange sozusagen (ein Wort auf nen Akkord oder BassTon ausrichten oder stretchen) die einzige Hilfe im Editor is der „Ghost“ - umständlich.

Gibz leider nur im Midi-Editor oder Audio-Part-Editor - im Audio-Editor würde es Sinn machen, aber der ist nur auf Events beschränkt - der größte „Bug“ in Cubase.

Genau das ist das Problem: in verschiedenen Fenstern hab ich kein Bezugspunkt und kann keine Events zueinander ausrichten/warpen (FREE natürlich) und müsste den Zoom bei jedem Schritt in jedem Fenster einzeln korrigieren. Auto-Funktionen sind ja toll, aber für solche Zwecke komplett unbrauchbar, deswegen macht man das in PT, LX oder S1 im MainWindow - ich würde sofort wechseln, aber dann vermiss ich bestimmt den Channelstrip & den GrooveAgent :slight_smile:

Jo, Ambisonic-Formate kann man auswählen z.B. bei der Konvertierung von Mono-Tracks in Mehrkanal-Material. Stereo, LRC, 5.1 etc. und eben auch Ambisonics in verschiedenen Formen (1st/2nd/3rd order glaub ich, mit jeweils unterschiedlicher Kanal-Anzahl).

Free Warp im Arrange: jo, das müsste doch machbar sein und ich hätte das auch schon oft gern gehabt! Möge es in einer nächsten Version endlich implementiert werden! Die ‘Ghost’-Nummer benutze ich nie, einfach, weil mir da die Augen überquellen.

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Danke nochmal! Hab noch nie was von den Ambisonics gehört. Muss ich mal suchen, obwohl mir das zum warpen zu umständlich is. User warten schon seit zig Versionen auf das Feature - wenn die´s nicht auf die Reihe kriegen, muss ich wohl wieder Logic benutzen - in Studio One hab ich das auch ausprobiert - ein KInderspiel. Das mit dem “Ghost” is ne gute Idee, komm aber acuh nicht wirklich mit klar - schade!

Das Multitrack Drum Editing funzt in den hübschen Demovideos immer supidupi!
Im realen Leben bin ich wie von dir beschrieben auch schneller und "besser“!
Wenn’s gut werden soll sind die meisten Automatik-Helferin fast immer überfordert…

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