Rauschfreie Mikroaufnahmen

Hallo,
ich möchte für Videointerviews, die im Internet veröffentlicht werden sollen, eine gute Audiospur erzeugen. Ich habe mir dafür das ur22mk2 und zwei Lavaliermikros AKG C417PP angeschafft. Die Software, die ich benutze ist Cubase AI.
Bei den ersten Probeaufnahmen war noch sehr viel Rauschen zu hören.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich die Aufnahme optimal gestalte:

Nehme ich die Mikros auf zwei getrennten Spuren auf?
Kann es an der Phantomspeisung liegen? Kann man mit den Mikros auch ohne Phantomspeisung Aufnahmen erzeugen?
Ist es , um Rauschen zu minimieren besser, den Gain-Regler so hoch oder so tief wie möglich einzustellen?

Kann ich mit Cubase das Rauschen nachträglich minimieren?

Entschuldigt, wenn ich Fragen stelle, die lächerlich klingen, aber ich in punkto Tontechnik ein absolutes Greenhorn.

  1. Das beschriebene Mikro ist ein Condenser-Mikrophon. Also braucht es eine Phantomspeisung !
  2. beide Mikros in die beiden Eingänge des Audio-Interfaces stecken
  3. beide Input-Regler auf mittlere Stellung (Strich oben) drehen
  4. Input 2 den Hi-Z Schalter heraus
  5. +48 V Phantomspeisung einschalten ( Schiebeschalter Rückseite )
  6. Cubase starten
  7. Audio Spur anlegen (Stereo)
  8. in Cubase den Stereo-Eingang festlegen/auswählen
  9. die beiden Mikroeingänge vom Audiointerface auf deine Stereospur Routen ( zum Eingang machen ) In Cubase nachlesen/Video wie man das macht

Nicht vergessen … Auch ein Ausgang für Cubase muss festgelegt werden sonst bleibt alles stumm. :slight_smile:
Bei mir klappte das zuerst auch nicht. Ist aber schon mehr als 30 Jahre her. Gutes Gelingen !!

Alternativ kannst Du aber auch auf 2 Mono-Kanäle Routen. Vermutlich für Interviews sinnvoller. Dann mußt du 2 Monokanäle anlegen und jeweils das linke und rechte Mikro auf den Kanal Routen. Vorher musst du dann natürlich 2 Mono-Eingänge in Cubase einrichten. Klingt kompliziert… Ist es aber nicht ! Wenn du das erst einmal ein paar Mal gemacht hast.

Alles andere wie Pegeln, Raumgestaltung usw. später. Du musst erst über die kleinen Hürden springen lernen. :mrgreen:

Je näher die Mikros an der Signalquelle (Mund) sind, desto weniger Verstärkung ist nötig und desto weniger Rauschen entsteht. Die verschiedenen Sprachspuren dann auf einen gemeinsamen Gruppenkanal routen (hat Cubase AI Gruppenkanäle?, ansonsten dann alternativ im Stereo Mix Out Kanal) und dort einen Compressor (Cubase Standard Kompressor) insertieren (z.B. Ratio 4:1, Analysis eher Peak als RMS). Dadurch unterdrücken die Spuren mit Signal das Rauschen der Spuren ohne Signal. Wenn du danach noch einen Maximizer einfügst (Optimize ca. 20-30%, Output -0.3dB) gewinnt das Signal noch an Lautstärke und Lebendigkeit.

Gruß
Thilo

ähäm, klugshaicemodus ON

Ich versuch´s mal simpel: ein Kompressor macht das Signal über dem Threshold leiser, die Dynamik wird verringert, leise und laute Stellen im Material rücken näher zusammen, jetzt noch Make Up Gain und das leise Rauschen wird lauter, es passiert also genau das Gegenteil von dem was du beschrieben hast! Ein Expander (Gate) wäre hier die bessere Wahl… und zwar jeweils auf den einzelnen Spuren.

Nö, das gilt nur wenn du die Kompressoren auf die Einzelspuren legst. Liegt er in der Gruppenspur, unterdrücken die Spuren mit Signal das Rauschen der Spuren ohne Signal. Vorraussetzung ist natürlich, dass das Signal lauter ist als das Rauschen. Probier es mal selbst aus, funktioniert gut. An Stellen ohne Signal auf allen Spuren hast du natürlich recht. Hier könnte man zur Not mit Noisegate arbeiten, ich finde das aber meistens nicht nötig (je nach Einsatzzweck und Ausgangsmaterial natürlich.)

Gruß
Thilo

Nachtrag:
In diesem Fall, wo die Gesprächspartner sich evtl. gegenüber sitzen und Mikros mit Kugelcharakteristik verwendet werden, kann man so auch gut das akustische Übersprechen (bleeding) unterdrücken.

Gruß Thilo



Wenn wir dann schon dabei sind:
Das hängt von der Art des Kompressors ab.

Nein, können sie ja gar nicht, da ja eine summiertes Signal vorliegt und nicht mehr zwischen den Signalanteilen der einzelnen Signalen / Spuren unterschieden werden kann. Es kann maximal das summierte Signal bearbeitet werden, nicht die Einzelsignale.
Das was Du beschreibst geht maximal über sidechain getriggerte Kompressoren / -Gates / -Expander in den Quellkanälen.

Mensch Leute, probiert es doch erst mal aus, bevor hier versucht wird Dinge zu wiederlegen, die ich seit 20 Jahren in der Praxis erfolgreich mache. :unamused:

Ich weiß schon was ein Kompressor bewirkt und was man damit anstellt. :smiley:

Ich habe mal zwei Testfiles erzeugt, damit ihr die Unterschiede hören könnt. Erzählen kann man ja viel wenn der Tag lang ist :wink: .

Zugrunde liegen zwei Spuren auf denen es ordentlich rauscht und wechselweise ein Sinussignal (als Sprachersatz) dazukommt. Eine ein bisschen nach links, die andere ein bisschen nach rechts gepannt.

Hier auf jedem Einzelkanal der Kompressor:
https://my.hidrive.com/lnk/3aY0r8hC

Und hier auf der Summe ein Kompressor mit gleichen Einstellung wie vorher auf den Einzelkanälen:
https://my.hidrive.com/lnk/h5YUrPZu

Ich glaube mehr Worte braucht es nicht, das Ergebnis ist eindeutig :wink: .

Gruß
Thilo

Vielen Dank für Eure Tipps, werde es ausprobieren und berichten

HI:)

By the way, ne andere Frage dazu:

Wo bringt ihr denn so viel Rauschen her? Was habt ihr denn für Mikros, Eingangsverstärker, Mixer?
Hört sich ja fast nach ner 100 Volt Anlage an :slight_smile:
Ich hatte noch nie so ein extremes Rauschen auf irgendwelchen Mikros, da geht doch irgendwas ordentlich schief!

Greetz,
Basssman.

Hi Bassmann,

das Rauschen hab ich von Aldi, da gab es kurz vor Weihnachten ein Sonderangebot, 10 Spuren Pink Noise für 1,99 :smiley: .

Spaß beiseite, da bei mir auch nichts rauscht außer den Ohren, habe ich das Rosa Rauschen zu Demonstrationszwecken aus dem Testgenerator gerendert. Sonst hätte mir ja keiner geglaubt, dass das funktioniert.

Gruß
Thilo

Das Ergebnis (wie man an deinem Beispiel hören kann) ist höchst unbefriedigend! In den Sinuston Pausen kommt (wie erwartet) das Rauschen nach vorne!
Wenn ich die Zeit finde erstelle ich später ein Projekt (mit einer Spachaufnahme) einmal mit Gate und einmal mit deiner "Methode“…

Ein Standard getriggerter Kompressor in den Einzelspuren ist sowieso das falsche Werkzeug. Und wirklich “funktionieren” tut das meiner Meinung nach in keinem Fall.

Es geht doch gar nicht um ein Gate, sondern an welcher Stelle man sinnvollerweise den Kopressor einfügt. Klar, das Gate schneidet das Rauschen weg. Aber eine unkomprimierte Sprachaufnahme kann man m.M. nach nicht bei YT veröffentlichen, wenn man von dem Text auf mobilen Devices etwas verstehen will.

Und außerdem gibst du mir ja recht: Wenn man den Kompressor auf den Einzelspuren einfügt kommt das Rauschen in Sprechpausen nach vorne, beim Kompressor in der Summe bleibt es immer gleich, oder hörst du was anderes?

Noch ein Nachtrag zum Gate: Wenn ich es vermeiden kann benutze ich bei Sprachaufnahmen kein Gate, da es in Signalpausen auf allen Spuren eben komplette Stille erzeugt. Das klingt auch merkwürdig, da müsste man wieder etwas “Athmo” dazumischen.

Was empfiehlst du denn dem TE?

-Zuerst mal den Grund für das Rauschen herausfinden.
Vielleicht wäre ja für die Umgebung in der die Aufnahmen gemacht werden ein gerichtetes Mikrofon sinnvoller…?
Eventuell Bedienungsfehler…?
-Wenn das keine Option mehr ist, und nur Cubase Bordmittel vorhanden:

Bei Kompressoren mit Sidechain getriggert, bei Gates und Expandern gehts wahrscheinlich auch so. Auf jeden Fall würde ich das alles schon in den Quellkanälen erledigen, bevor die zwei Signale summiert werden. Und Kompressoren eher gar nicht für so was.
-Je nach Frequenzzusammensetzung des Rauschens / Nutzsignals → zusätzlich EQ nutzen
-Wenn 3rd Party kein Problem ist: ein Plugin / oder Pluginsuite genau dafür nutzen.

Naja, wenn du meinen ersten Post liest, steht genau das drin. :wink:

Ich behaupte, das Ergebnis mit sidechain getriggerten Kompressoren in den Einzelkanälen unterscheidet sich nicht von einem Kompressor im Summenkanal. Außer an den Stellen, wo der eine Sprecher dem anderen ins Wort fällt, da bekommst du mehr Pegelspitzen, die du wieder wegschneiden musst, sonst bekommst du Peaks.

Meine Empfehlung bleibt gleich.

  1. Mikroabstand optimieren
  2. Wenn Kompressor nötig (in diesem Fall glaube ich ist das nötig), dann in die Summe und nicht auf Einzelkanäle.
  3. Wenn das Rauschen in Sprachpausen auf allen Kanälen noch stört, Noise-Gate einsetzen.


    Welches Plugin/Pluginsuite empfiehlst du?

Bei Sprachaufnahmen gibt es immer kurze/längere Pausen zwischen Wörtern/Silben, da kommen dann bei deiner Methode immer die Hintergrundgeräusche (muss ja nicht nur Rauschen sein) nach vorne.
In den einzelnen Spuren jeweils ein Gate ( Expander) das nicht ganz schließt (bei einem vernünftigen Gate lässt sich das einstellen) dahinter nen Kompressor (der dann das "saubere " Signal bearbeitet)! Damit bekommt man dann ein brauchbares Ergebnis!
Sollten die Störgeräusche sehr extrem sein, gibt es spezielle Tools zum "reparieren“ siehe iZotope RX…

Also wenn das Hintergrundgeräusch/Rauschen so extrem ist, das es bei einem solo abgehörten Kanal in den Pausen zwischen Wörtern stört kommt man um ein Gate nicht rum, da gebe ich dir recht. Aber im Normalfall? Ich denke die vom TE verwendeten Mikros und Preamps sind jetzt nicht Highend, aber auch kein Müll. Da müsste man doch brauchbare Sprachaufnahmen hinbekommen.

Aber ich bleibe dabei, der Kompressor gehört in die Summe, auch bei durch Gates gesäuberten Signalen.