Ob Ihr nun Profis seid und im Auftrag von Kunden mastert oder Hobby-Musiker, die das Mastering Ihrer Alben aus finanziellen Gründen selber macht: Wenn Ihr frei entscheiden könntet (also nicht vom Kundenwunsch abhängig seid), welchen Referenzpegel würdet Ihr benutzen? Ich gebe mal einige zur Auswahl:
1.) 0 dBFS mit Brickwall-Limiter und dann so laut wie möglich
2.) nach dem K-System von Bob Katz, also:
-20 dB RMS für sehr dynamische Musik,
-14 dB RMS für Pop, Rock etc.,
-12 dB RMS für Broadcasting
3.) mit einem Loudnessmeter nach EBU R128, also -23 LUFS und -1 dBTP (eigentlich nur für Broadcastingzwecke gedacht)
4.) nach dem Dynamic Range Verfahren vom Tischmeyer, also statt einer RMS-Referenz ein Dynamic Range programmabhängig zwischen -14 und -10 dB bei einem Spitzenwert von -0.3 dBTP
5.) nach eigenem Referenzpegel (bitte angeben)
6.) Referenzpegel ist Euch egal
Könnt Ihr auch in kurzen Worten erklären, warum Ihr Euch so entschieden habt?
Hintergrund meiner Frage: Es herrscht ja immer noch der Loudness war. Viele glauben, Ihre Tracks könnten nur konkurrenzfähig sein, wenn sie mindestens so laut oder lauter sind als die anderen. Andere hingegen meinen (zu denen gehöre ich auch), dass stark eingeschränkte Dynamik und durch extremes Limiting bedingte Verzerrung die Klangqualität einschränken. Ich möchte die Diskussion nicht hier fortführen (es gab schon viele Threads dazu), sondern nur einfach wissen, für welche Referenz Ihr Euch entschieden habt, oder ob Euch ein Referenzpegel egal ist.
Hier meine Entscheidung:
Ich habe viele Arten des Masterings ausprobiert und einen Kompromiss zwischen Konkurrenzfähigkeit (im Sinne der Lautheit) und Dynamik geschlossen. Ich mastere meine Rock-Songs auf -12 dB RMS und die Folk- und Akustik-Songs auf -14 dB RMS. Ich benutze dazu ein Levelmeter, das nach dem K-System geeicht ist. Mit dem Limiter fange ich Spitzen bei -0.3 dBTP ab.
Meine Hoffnung ist, dass sich (wie jetzt schon in Rundfunk und Fernsehen) auch im Internet auf der Wiedergabeseite ein Loudness-Referenzpegel durchsetzt. Portale wie Spotify und iTunes haben so etwas schon installiert. Dann gäbe es Chancengleichheit. Jeder könnte seine Musik mastern wie er will, sei es dynamisch oder stark komprimiert, aber alle würden dann in etwa ähnlich laut klingen.
Anmerkung: Ich denke, die meisten von Euch können etwas mit dB RMS (gemittelter Pegel, in etwa proportional der Lautheit) und dBFS (Spitzenpegel full scale) anfangen. Nicht alle werden etwas mit den anderen Einheiten anfangen können:
Dynamic Range (DR-Wert) ist die Differenz zwischen dem Spitzenpegel und dem RMS-Wert. Für die Messung werden die lautesten 20% eines Songs herangezogen.
LUFS (loudness unit full scale) und dBTP (True Peak, misst auch Spitzen zwischen den Samples) nach der Norm EBU R128 sind noch ziemlich neu. Dennoch lohnt es sich meiner nach Meinung, sich mal damit zu beschäftigen, auch wenn man diese Referenzen nicht verwendet.