Wie dreht man Videos mit schlechten Lichtverhältnissen

Hallo allerseits,

für mein erstes Musikvideo würde ich gerne eine Disco als Ort des Geschehens verwenden. Die Frage ist, wie man bei schlechten (dunklen) Lichtverhältnissen ein schönes “Nachtbild” bekommt. Meine Kameras fangen bei Nacht höchstens das Rauschen an.

Gut, hab nur konsumer Kameras - aber es laufen ja auch Filme im Fernsehen, die sind vor 50 Jahren gedreht worden und haben ein super Nachtbild - zu der Zeit waren vermutlich die High-End Kameras nicht mal so gut wie meine Consumer HD Kamera…

Es liegt also vermutlich eher am “gewusst wie”.

Es ist hier zwar ein Musikforum aber vielleicht ist ja jemand hier, der davon eine Ahnung hat und mir Tipps geben kann.

Sicher gibt es auch Foren die sich mit sowas beschäftigen und auch Tutorials. Es ist ja so gut wie alles im internet zu bekommen.

Frühere Filme zB die alten Cowboyfilme, da wurden Nachtszenen am Tag gedreht, und einfach mit Polfilter und Blende gearbeitet, man sieht das sehr gut bei Aufnahmen an den Schlagschatten.

Tjaaaa, wo fängt man da an ? Da gibt es eine ganze Menge zu erzählen. Vorweg gleich mal, die alten Filmkameras von vor 50 Jahren kannst du nicht mit den HD Knipsen von heute vergleichen. Denn das waren und sind, wie Name schon sagt, Filmkameras. Und auf solchem wurde auch gedreht. Im übrigen stecken diese Kameras deine und meine HD Knipsen noch locker in die Tasche, keine Sorge. :wink:

So, jetzt aber zu deiner Disco. Ich weiss natürlich nicht wie bewandert du im Film/Videobereich bist. Grundsätzlich solltest du aber die Grundlagen wie Blende (Blendenreihe), Shutter (Belichtungszeit) und ISO (Digital = Lichtempfindlichkeit des Bildsensors) wissen und vor allen Dingen deren Zusammenspiel und Auswirkungen zueinander kennen und beachten. Das ist nämlich so ne “Wissenschaft” für sich. Ist nicht schwierig, aber man muss wissen in welchen Situationen ich etwas einstellen sollte und welche Auswirkungen das hat.

Thema Disco. Wenn du wenig Licht hast oder bewusst einsetzen möchtest, sollte deine Kamera auf jeden Fall eine hohe Lichtempfindlichkeit besitzen (z.B. Sony Alpha 7s sowie 7sII). Und natürlich ein Lichstarkes Objektiv, mind. Blende 2.8, besser aber Blende 1.4. Es ist klar, je höher du das ISO einstellen musst, desto stärker das Bildrauschen. Die oben erwähnte Sony Alpha 7s hat exorbitant gute ISO Werte auch im hohen Bereich, also sehr wenig Bildrauschen. Kostet aber auch um die 2000 - 3000 Steine. Auch der Weissabgleich ist extrem wichtig, grundsätzlich. Dann ist die Frage, ob du mit verschiedenen Bildprofilen aufnehmen kannst, wenn ja wäre Neutral zu bevorzugen, lässt sich in der Post am besten berabeiten. Perfekt wäre es, wenn deine Kamera s-Log 2 oder s-Log 3 könnte. Welche benutzt du, wenn ich mal fragen darf ?

Im Endeffekt gibt es hierzu noch einiges mehr zu sagen, wird mir aber zuviel jetzt hier die Schreiberei. Falls du auf mehr Austausch Lust hast, schreib mir einfach ne PM. Wenn nicht, dann poste doch mal dein Videoequipment.

Gruss

Daran habe ich mich auch erinnert als ich deine Anfrage gelesen habe.
Ich hatte da auch was gefunden.

Allerdings, wenn deine Kamera das nicht leistet dann sieht es wohl schlecht aus. Aber, Ich denke Kameras kann man leihen. Bestimmt auch jemanden der die Kamera bedient. Es ist ja meisten immer nur eine Frage was man ausgeben kann.

@atarifalcon
Da kennst sich jemand aus.

Danke mal für Deine/Eure Tipps - also momentan hab ich nur Sony CX 320 und CX 250.
Bei vernünftigem Licht super Qualität - aber bei Nacht natürlich verrauscht.

Ich habe vor, meine Musik Videos selbst zu drehen, da die Kosten für ein Video so ab 5.000 Euro los gehen. Außerdem will ich noch bessere Videos meiner Live-Show auf der Website haben und daher möchte ich mich da selbst einarbeiten.

Wenn ich es selbst mach, kann ich halt vieles probieren und wenn ich mal auf einer Szene dumm schau, kann ich die Szene nochmals filmen…nun, ihr wisst was ich meine.

Videoschnitt mach ich biser mit Magix Vide Deluxe 2016. Kann 4 Multicams schneiden. Der Funktionsumfang dieser Software sollte reichen.

Falls es mit meinen Konsumer Kameras nicht bei “Nacht” geht, such ich mir halt Kulissen oder Locations mit Tageslicht. Oder ich kauf mir doch eine bessere CAM - mal sehen.

Ich bin einfach jetzt schon mal am Sammeln der “Basics” und bin für jeden Tipp dankbar.

Hallo Stefan,

ich habe gerade mal ein wenig nach deinem Camcorder gegoogelt. Grundsätzlich möchtest du ja wohl erst mal ein wenig ausprobieren. Und dafür reicht dann deine Sony auch erst mal. Gut ist, sie hat eine Anfangsblende von 1.4. Das ist doch schon mal was. Und Full HD wird mit einer Bitrate von 28Mbit/s aufgenommen. Das ist auch schon mal gut. Full HD sollte mind. immer mit 20-25Mbit/s aufgenomnen werden. Drunter wirds kritisch (hängt natürlich auch immer vom verwendeten Codec und der Kompremierung ab). Allerdings hab ich jetzt nichts über die Belichtungszeit und das ISO finden können. Es gibt auch eine Low Lux Einstellung, wie ich der Anleitung entnehmen konnte. Das ist das was du für deine Discoszene brauchen könntest. Allerdings denke ich mal, es wird ziemlich rauschen. Vielleicht hast du es damit auch schon probiert.

Auf das übermässige Zoomen mit diesem Monsterzoom solltest du allerdings verzichten. Denn ohne den Camcorder zu kennen weiss ich jetzt schon, dass sich das Bild deutlich sichtbar verschlechtern wird. Wenn du in solch einer Szenerie wie der Disco mit wenig Licht filmen möchtest, solltest du auf jeden Fall (für Musikvideoclips eigentlich grundsätzlich) nur mit manuellem Fokus arbeiten (geht mit deiner Sony, meine ich gelesen zu haben). Mal abgesehen von den ganzen Schärfefahrten und dem Spiel mit der Schärfeverlagerung bekommt der Autofokus ohne genügend Licht ziemliche Probleme. In deinem Fall also würde der AF kaum 100% sitzen.

Aber wie gesagt, probiers doch erst mal. Dann wirst du sehen woran es hapert. Und wenns dann nicht gut genug ist, kannst du (wenn möglich) dir immer noch eine neue Cam holen. Dann allerdings würde ich dir nicht zu einem Camcorder raten, sondern eher zu einer Systemkamera oder einer DSLR. Allein schon der Wechselobjektive wegen.

Zum Schluss noch, die Preise für Videoclips fangen nicht erst bei 5000 an, du bekommst die Basis schon ab 2000. Natürlich steigt der Preis mit Aufwand (Performance oder Storyclip ?), Personal, Effekte usw. :wink:

Gruss

Ich hab eine DSLR - Nikon 5300 - hab an die Filmfunktion noch gar nicht gedacht.
Da kann man zumindest beim fotografieren alles manuell einstellen - ob das beim filmen dann auch geht? Vermutlich schon.

2000 Euro für ein Musikvideo - liest sich zwar besser, aber wenn man eine ganze CD mit Videos versehen will…die Thematik interessiert mich, wenn ich ehrlich bin. Videos sind für’s Marketing enorm wichtig, so dass ich dieses Thema zur Chefsache erklärt habe.

Du hast oben eine Sony Kamera genannt: Ist ein DSLR hab ich grad gesehen. Gäbe es gebraucht - keine Ahnung was die Objektive noch kosten…Kann die in einer Disco einfach so filmen und es sieht gut aus, oder sind wir technisch einfach noch nicht so weit, dass es geht?

Lg Stefan

Kann man das irgendwie Softwaretechnisch umrechnen? Oder wenn nicht: Polfilter könnte ich glaub ich auf eine DSLR drauf Packen. Aber wie funktioniert das mit der Blende - wenn ich meine DSLR verwende?

Hahaaaa, du bist ja lustig. Hat ne D5300 und sacht nix. :wink:

Na dann ist doch klar, schieb deinen Sony Camcorder in den Schrank und nimm die Nikon. Grundsätzlich. Ich besitze die übrigens u.a. auch. Keine Frage, nimm zum Filmen nur hoch die D5300. Investiere dann lieber noch etwas Geld in das ein oder andere Objektiv. Gerade für den Nikon DX Bereich gibt es viele preisgünstige und vor allen Dingen sehr gute Objektive von Nikon, Tamron und Sigma.

Mit der Nikon kannst alles im manuellen Modus filmen, du hast komplette Freiheit. Natürlich ist auch die D5300 kein ISO Monster, aber bis ISO 1600 könntest du gehen, wenns denn sein muss. Bis ISO 800 auf jeden Fall ohne Probleme. Ist eine sehr gute Consumer DSLR, auch fürs Filmen. Ohne Frage. Die Qualität ist sehr gut und weit über der deines Camcorders, gerade bei wenig Licht. Du brauchst allerdings auch entsprechende Obektive.

Übrigens, Polfilter machen in der Disco wenig Sinn, es sei denn du möchtest Flächen entspiegeln.

Also, Nikon auspacken, schauen was für ein Objektiv du hast und ggf. dann noch eine lichtstarke Festbrennweite holen und Feuer frei.

Die Sony die ich oben erwähnte ist keine DSLR, sondern eine Systemkamera. Die wird sehr häufig verwendet wenn es darum geht Nachtaufaunahmen ohne starke Lichtquellen zu machen. Da kann man mal locker bis ISO 50000 gehen. Hat aber auch ihren Preis.

Gruss

Ah ja. Taugt also die Nikon schon mal was.
Wegen der Sony: Bei Amazon kommen da eine Menge verschiedener Typen - werden gebraucht auch schon verkauft.
https://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&url=search-alias%3Daps&field-keywords=Sony+Alpha+7s

Welchen Typ soll ich nehmen? Da ich noch ca. 3 Monate brauche, bis die ersten eigenen Titel aus Cubase raus laufen, könnte ich während der Zeit immer mal wieder nach einer Gebrauchten schaun.

Du empfiehlst so eine DSLR vor einer Video Kamera die auch z. B. 2000 Euro kostet (da werde ich wohl mit Objektiv im günstigsten Fall auch bei der Sony landen…was ist der Vorteil einer DSLR gegenüber Video Cams?

Evtl. hast Du auch noch einen Tip für ein Objektiv für die Sony - geht da ein kleines Zoom? Ich weiß Festbrennweiten sind da besser wegen Lichtdurchlässigkeit (das gibts doch einen Fachbegriff dafür…fällt mir grad nicht ein).
Hab z. B. das in der Auflistung:

Auf meiner Nikon hab ich ein Zoom Objektiv drauf das sich DX 18-105 nennt.

ich hätte gerne 2 Kameras um bei einem Take aus 2 versciedenen Richtungen filmen zu können. Mit 2 Takes wären es dann 4 verschiedene “Filme” die ich dann im Multicam Modus von meinem Magix Video Deluxe 2016 auf eine Spur zusammenschneiden kann - so wie im Fussball, wo von Kamera zu Kamera geschaltet wird. Funktioniert ganz gut soweit.

Danke bis jetzt schon mal für Deine Ausführung.

Hallo Stefan,

also vorab zur Nikon, dass 18-105er ist für den Anfang zum Testen erst mal völlig ausreichend. Aber wie du selber schon bemerkt hast, sind Festbrennweiten im allgemeinen immer die etwas bessere Lösung, gerade wenn es darum geht Videoclips zu drehen. In der Regel wird mit Festbrennweiten und nicht mit Zoomobjektiven gedreht. Du musst natürlich wissen wie deine Clips ausschauen sollen. So wie du es vorhast, also mit 2 Cams gleichzeitig, ist es eher nicht die Regel. Im Normalfall werden die Clips mit einer Cam gedreht und aus verschiedenen Perspektiven mit unterschiedlichen (Fest)Brennweiten. Und natürlich im manuellen Modus. So kommen die ganzen schönen Spielchen mit Schärfe/Unschärfeverlagerungen zur Geltung. Dein Setup entspricht eher einem Konzertdreh. Aber das ist jetzt hier erst mal egal.

Zu den Kameras. Also ich weiss natürlich nicht wie dein Budget für sowas aussehen könnte (gehört auch nicht ins öffentliche Forum), aber generell, solltest du etwas mehr investieren können oder wollen, so ist meine persönliche Meinung (und die ganz vieler anderer auch), es sollte ein guter Body sein. Aber, plane lieber gleich von Anfang an auch ein bis zwei sehr gute Objektive (mind. eine lichtstarke Festbrennweite) mit ein. Den eine Kamera steht und fällt mit den Objektiven. Du weisst es doch selber, du kannst ein grandioses Mikro haben, aber wenn die Wandler in deinem Interface “etwas Bescheiden” sind, nützt dir das teuerste und beste Neumann nix.

Zur Wahl des für DICH richtigen Arbeitsgerätes, also entweder DSLR/DSLM (also mit Spiegel oder ohne Spiegel) oder doch eines Camcorders solltest du dir von vorneherein darüber im klaren sein was genau du vorhast. Willst du nur Clips drehen oder auch damit Bilder schiessen ? Willst du später mal ggf. Reportagen oder Dokus machen (dann ggf. besser Camcorder) oder nur bei den Videoclips bleiben ? Das sind natürlich Entscheidungen die nur du treffen kannst. Ich möchte dich hier nicht mit “pseudo ähnlichem Wichtigtuer Gewschwätz” langweilen (auch wenns vielleicht so aussieht), aber du wärst nicht der erste der für viel Geld in der ersten Euphorie sich teures Equipment holt und dann feststellt, es ist nicht so ganz das was du wolltest. Daher ist es gerade bei Film/Foto Zeugs wichtig das man vorher weiss was man will.

Was den Camcorder angeht, der ist für eine Videoclip - Produktion eher unhandlich. Aber natürlich lässt sich mit einem sehr guten und auch etwas höherpreisigen Camcorder auch ein guter Clip drehen. Aber da sind wir dann auch in etwa bei einem Budget zwischen 3000 - 4000 Euro. Ein Camcorder ist eher etwas für den EB Einsatz, Reportagen oder auch Dokus. Aber auch hier gilt, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Stichwort 4k. Die Frage die du dir auch stellen solltest ist, auch ob du 4k Videos erstellen möchtest. Grundsätzlich rate ich dir, hast du die Möglichkeit mit 4k zu drehen, so mach es. Ein in 4k gedrehtes Video hat nur Vorteile gegenüber einem in Full HD gedrehten Clip. Zum einen hast du mit 4k nachträglich die Möglichkeit virtuelle Kamerafahrten zu machen, zum anderen ist ein 4k Video, dass in 1080 geschnitten und auch exportiert wird einfach schärfer als ein nativ in 1080p gedrehtes Video. Die einzige Begrenzug ist der Rechner und die Schnittsoftware. Diese muss die Möglichkeit bieten 4k Videos zu bearbeiten und natürlich im Bedarfsfall auch 4k exportieren können.

Dann zu den Sonys, dass sind Spiegellose Systemkameras. Diese drei unterteilen sich in A7, A7S und A7R. Übrigens, alles Vollformat, kein APS-C wie deine Nikon. Möchtest du 4K, käme für dich von diesen dreien nur die A7RII oder die A7SI oder A7SII in Frage. Die A7R ist eher für Fotografen und ein “Pixelmonster”, die A7S ist das “ISO” Monster. Genauere Details und Unterschiede kannst du hier nachlesen:

Das bezieht sich noch auf die Mark I Versionen, aber im Prinzip sind das die Unterschiede. Im Endeffekt solltest du dann aber die entsprechende Mark II kaufen.

Zum Schluss (endlich für dich :mrgreen: ) kommt aber noch ein fettes Aaaaaaber: Ich empfehle dir eindringlich, bevor du dich deiner inneren Euphorie (und ich kenne das) hin gibst und direkt bei Amazon die Bestellung aufgibst, gehe flotten Fußes in ein Fotofachgeschäft in deiner Nähe (da gibts mit Sicherheit was) und probiere deine Favoriten aus. Nimm sie in die Hand, lass dir das ein oder andere Objektiv draufpappen und schau wie du damit klarkommst. Bedienung, Gewicht usw. sind sehr wichtig für ein spassiges Drehen. Ggf. kannst du dir auch mal ein Exemplar ausleihen (kann man hier in Köln auch) und für ein Wochenende etwas ausprobieren. Kauf dir nicht “Blind” eine Kamera, nur weil so ein Tuppes (wie ich) im Netz dir schreibt: “Das und das ist Ambach, und hier hat der Frosch die Locken”. Hör nicht drauf, teste die Dinger vorher im Laden. Es gibt noch genug andere Cams von anderen Herstellern, die ebenfalls für dich in Frage kommen und hier nicht erwähnt wurde (Panasonic GH4 z.B., die ist auch etwas preiswerter und kann auch 4k. Hat aber “nur” einen MFT Sensor). Aber wer weiss, vielleicht gefällt dir ein Camcorder ja auch besser,

Jetzt hab ich dich genug zugeschwatzt. :wink:

Gruss