Audio-File auf konstantes Tempo bringen

Liebe Musikfreunde,
Seit ich Cubase 10 Pro verwende, kämpfe ich mit einem Problem, für das es keine Lösung zu geben scheint. Ich habe auch bei Steinberg direkt angefragt und keine Antwort erhalten.
Vorweg: Ich arbeite seit ca. 1 Jahr mit der Pro-Version und habe für meine Lösung schon ALLES probiert in unterschiedlichen Kombinationen oder Reihenfolgen, daher möchte ich hier nicht alles ausbreiten, sondern das Problem einfach zu Diskussion stellen:

Ich habe alte Audio-Aufnahmen im .wav-Format, welche remastert werden sollen. Dazu wünschen wir uns, dass diese Audio-Files in KONSTANTEM Tempo ablaufen. Wenn man sich die Aufnahmen anhört, dann klingen diese durchaus im Takt, Cubase allerdings entscheidet anders und “erkennt” bei der Tempoerkennung Sprünge, die akustisch nicht vorhanden sind. Dementsprechend verklickt sich das Metronom und ist z.B. plötzlich 1/4-Note hinten. Korrekturen über Time-Warp, Raster-Definition etc bringen nichts, es wird alles nur noch schlechter.

Es wäre schön, hier einen fundierten Workflow zu erarbeiten, dann ich habe noch sehr viele dieser Aufnahmen zur Bearbeitung hier.

Welcher Experte möchte hier mit mir daran arbeiten?
Danke.

Wenn die automatische Tempo-Erkennung nicht funktioniert und das Timing der wav-Files an sich schon recht gut ist, würde ich es mit der manuellen Time-Warp-Funktion versuchen.
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Wenn Du mehrere Audio-Spuren hast, dann mische diese am besten erstmal zusammen, und wende dann Time-Warp auf diese eine Audiodatei an. Die so erzeugte Tempospur kannst Du dann auf das gesamte Projekt übertragen.
VG und viel Erfolg!
Pat

Danke fürs Posting…
Ich habe als Ausgangsmaterial immer nur 1 Stereo-Spur.

Wenn ich mit Time-Warp einen Punkt der Tempospur angreife, kann ich den zwar verschieben, allerdings bleibt der nachkommende Punkt unverändert und erzeugt
seinerseits eine nicht mehr korrekte Schwankung des Klicks. Ich müsste also ALLE nachfolgenden Punkte auch verschieben, nur um am Schluß festzustellen, dass sich der Part dadurch ja nicht verlängert und gegen Ende schoppt sich alles zusammen und wird gänzlich unbrauchbar.
Ich habe daher schon probiert, am Ende einen leeren Teil anzuhängen, um diese Verschiebungen aufzufangen. Das könnte klappen, allerdings ist das Verschieben aller Tempospur-Punkte manuell unmöglich zu bewerkstelligen, sowohl in Richtung “langsamer” als auch in Richtung “schneller”.

Cubase muss ja irgendwas hernehmen, um die Punkte der Tempospur zu ermitteln. Ich vermute, dass das Hitpoints sind. Wenn nun Cubase glaubt, einen Hitpoint gefunden zu haben, der aber keiner ist, dann könnte man ja die Hitpoints verschieben. Eine Möglichkeit dazu habe ich bisher nicht gefunden.

Die Punkte der Tempospur solltest Du beim Time Warp am besten nicht manuell anfassen, dann kommst Du tatsächlich aus dem Punkteschieben nicht mehr raus. Du musst im Projektfenster (oder Sampleeditor) die Rasterlinien verschieben und auf diese Weise in Übereinstimmung mit der gewünschten Position im Audioclip bringen. Dabei ändern sich die Tempoevents automatisch .

Schau Dir z.B. mal diese Video an, auf diese Weise kannst Du sicher auch Dein Thema angehen:

Hallo,

Ich habe einen kurzen Test gemacht:

  • MIDI-Spur mit ein paar Noten, Sound HalionSE GRand Piano Tempo 120
  • Render in Place
  • Tempoerkennung auf die neue Audio-Spur
  • Tempo schwankt zwischen 118,5 und 122,5

Soweit zur Zuverlässigkeit der Tempoerkennung. Dieses Tool hat eindeutig seine Grenzen, ich versteh das aber, die Tempoerkennung ist lediglich eine Orientierung.

Wenn ich mich nun der Methode wie in dem Video zuwende, dann ist das schon zielführender. Ich habe das probiert, wobei das Ergebnis absolut davon abhängt, wie genau man schneidet. Wenn das exakt ist, dann klickt es auch exakt. Allerdings habe ich dann immer noch kein konstantes Tempo, sondern eben eine Tempospur mit allen Schwankungen, aber nicht so extrem wie mit der Tempoerkennung. Darauf kann man aufbauen.

  • 1 Ich schneide immer auf der Eins
  • 2 richte dann mit TimeWarp das Raster auf die Events (Rastermodus umstellen auf Events)
  • 3 dann markiere ich die Events und speichere mit “Auswahl als Datei”
  • 4 dann mache ich eine Tempoerkennung
  • 5 Ich schreibe die Tempodefinition in die Audio-Datei
  • 6 ich lösche alle Tempopunkte bis auf den ersten, diesen richte ich auf das konstante Tempo, das ich haben möchte

Die Schritte 1 bis 3 kann man vielleicht vereinfachen, indem man das Raster richtet, ohne zuerst zu zerschneiden, ist etwas anders in der Handhabung.

Das Ergebnis ist (jetzt beim ersten Versuch) eine Audio-Spur, die ein konstantes Tempo hat.

Ich werde auf dieser Basis ein paar Songs bearbeiten und meine Erfahrungen hier kurz berichten.

Danke und lg aus Österreich

Danke für das Feedback.
Freut mich, dass Du weitergekommen bist. :+1:

Dass die automatische Tempoerkennung ihre Grenzen hat, kann ich aus Erfahrung bestätigen.
Gut funktioniert es mit Audiodateien, die einen prägnanten Rhythmus (z.B. wiederkehrende Bass- oder Drum-Sequenzen) haben.

Die manuelle Variante mit Time-Warp funktioniert bei mir nach einiger Einarbeitung sehr gut und flüssig. Allerdings zerschneide ich das Audioevent nicht wie im Video beschrieben, sondern erstelle mir erstmal eine von Hand (per Keyboard) eingehämmerte MIDI-Clickspur.
An dieser richte ich dann meine Time-Warp-Anker aus.
Wenn die sich ergebende Tempospur zu unruhig ist, kann man einerseits die erzeugten Warp-Anker leicht nach links oder rechts verschieben, bis es passt - oder noch einfacher, unnötige Anker einfach löschen. Das geht übrigens mit Shift + Time-Warp-Werkzeug, Klick auf das entsprechende gelbe Dreieck in der Time-Line (da musste ich auch erst mal eine Weile probieren, im Handbuch stand dazu nix).

Wenn ein Stück an sich in einem gleichbleibenden Tempo aufgenommen wurde und z.B. nur ein paar Ritardandos drin sind, dann macht es Sinn, die Tempospur durch das zielgerichtete Löschen überflüssiger Warp-Anker erst mal aufzuräumen, bevor die Tempodefinition dann in das Audiofile geschrieben wird.

Vielen Dank nochmals für die wertvolen Tips. Ich habe jetzt einen Workflow, mit dem ich die Sachen genau so machen kann, wie ich es haben will (und da bin ich sehr genau).
Ich denke, dass dieser Thread auch für andere User hilfreich sein wird, denn so was steht nicht im grauenhaft unvollständigen Handbuch und die Videos, die man so findet, sind nicht jedermanns Sache (englisch, ältere Sofware-Version, Mac,…)
lg
Walter

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Tja, liebe Freunde,

meine Methode funktioniert NICHT !! Kannst du vergessen.

Ich gehe nun so vor:

  1. Ich lasse das Stück langsamer laufen und schneide explizit mit Alt-X immer auf der EINS
    Nun habe ich 200 Einzel-“Takte” als einzelne Events. Das nutzt mir noch nicht viel…
  2. Dann manipuliere ich die ganze Spur so, dass etwas Zwischenraum zwischen den einzelnen Events bleibt, um Platz für Time Stretch zu haben.
  3. Ich stelle den Rastermodus auf “Event” und richte alle Rasterpunkte auf den jeweiligen Anfang eines Einzelevents (= Takt) aus. Frage an die Runde: GEHT DAS IRGENDWIE AUTOMATISCH ??
    Funktion Events quantisieren oder so was??
  4. Nun verwende ich die dankenswerter Weise in Cubase eingebaute Funktion Audio - Erweitert - Lücken schließen (Time Stretch), wobei ich alle Events zunächst markiere und dann diese Funktion einfach verwende.

Das Ergebnis ist eine Spur, die in konstantem Tempo durchläuft und wo das Metronom richtig klickt. Eine testweise Tempoerkennung bring eine fast konstante Tempospur, fast konstant deswegen, weil ich ja nur auf der EINS gearbeitet habe und dazwischen nicht. Damit kann man leben.

Ich weiß, dass die Steinberg-Leute hier mitlesen:
HALLO !
Cubae hat eine Menge Funktionen, um Raster und Klick auf frei eingespieltes Audio-Material anzupassen. Leider gibts keine vernünftige Funktion, das auch umgekehrt zu machen. Ich weiß, dass die Tempoerkennung Grenzen hat, besonders dann, wenn das Material nicht sehr akurat klingt. Meine hier beschriebene Methode ist das Ergebnis von Monaten frustrierender Arbeit und Herumprobiererei. Ihr wisst, dass euer Handbuch unbrauchbar ist.
Ihr könnt mich gerne kontaktieren. Meine email-Adresse ist euch ja bekannt.

Hallo Walter, wenn Du Deine Methode gefunden hast, ist es ja eigentlich ok.
Aber eigentlich machst Du doch das per Hand, was TimeStretch für die gesamte Datei automatisch macht - natürlich nur, wenn zuvor die ursprüngliche Tempokurve in das Audiofile übernommen wurde.
Wenn Du dann alle Tempoevents löscht, so dass nur noch das erste mit einem fixen Tempo bleibt, dann folgt doch das Audiofile automatisch dem neuen Tempo (im “musikalischen” Modus). Alternativ kannst Du auch ganz neue Tempoänderungen machen, z.B. Ritardandi , das Audiofile ist dann elastisch und macht alle Änderungen mit, wie z.B. auch ein MIDI-Part

ja, klar, das wäre die schnellste Methode. Leider funktioniert sie nicht befriedigend aufgrund der allseits bekannt problematischen Tempoerkennung. Diese erkennt zwar was, aber irgendwann läuft das Metronom aus dem Ruder und es stimmt nichts mehr. Da kannst du Tempopunkte verschieben oder löschen, wie du willst. Glaub mir, monatelang probiert, kein brauchbares Ergebnis.
Man braucht daher eine Methode, sozusagen händisch eine Tempospur zu machen:


  1. Projekt-Tempo auf 120 stellen

  2. Original-Material ins Projekt importieren (Drag&Drop)

  3. Doppelklick zum Editieren und den Anfang sauber schneiden samt Rastpunkt

  4. Clip auf Takt 1 ausrichten

  5. Clip auswählen und “Audio - Auswahl als Datei” anklicken: Ersetzen wählen

Wenn ich jetzt das Tempo verändere, dann staucht oder steckt sich der Clip, das Raster bleibt auch unverändert
Die Abspielgeschwindigkeit ändert sich jedoch nicht.

Bevor ich nun die EINS jedes Taktes feststelle, möchte ich das Abspieltempo reduzieren:

  1. Musik-Modus einschalten

Eine Änderung des Tempos verändert die Darstellung und das Raster nicht,
die Abspielgeschwindigkeit wird jedoch schneller oder langsamer.

  1. Tempo auf 80 reduzieren

Wenn ich nun mit Time Warp versuche, das Raster zu manipulieren, geht der Clip mit und ich kann nichts einstellen.
Daher muss das Tempo in den Audio-File geschrieben werden.

  1. Audio - Erweitert - Definition aus Tempospur übernehmen: in den Audio-File schreiben

  2. Clip auswählen und “Audio - Auswahl als Datei” anklicken: Ersetzen wählen

Nun ist der Musik-Modus ausgeschaltet und der Clip läuft auf Tempo 80

  1. TimeWarp Werkzeug einschalten, Clip abspielen und jeden Takt auf die EINS schieben.

Man sieht im Clip die feinen Linien, die einen Anhaltspunkt geben, aber im Endeffekt viel zu ungenau sind.
Da ist bei 220 Takten Geduld, Feingefühl und Gehör gefragt. Meditative Arbeit.
Die feinen Linien sind sehr oft die Positionen, auf die man den Takt ziehen kann, aber manchmal ist das auch grob daneben, da hat die Software eben nicht richtig erkannt (kein Vorwurf)

  1. Die jetzt neu händisch erzeugte Tempospur nach Ausreissern untersuchen und ggf. etwas nachbessern.

  2. Audio - Erweitert - Definition aus Tempospur übernehmen: in den Audio-File schreiben

  3. Clip auswählen und “Audio - Auswahl als Datei” anklicken: Ersetzen wählen

Der Clip ist nun im Musik-Modus.

  1. Alle Tempoevents bis auf den ersten löschen und das Tempo auf 120 setzen.

Ein letztes Mal:

  1. Audio - Erweitert - Definition aus Tempospur übernehmen: in den Audio-File schreiben

  2. Clip auswählen und “Audio - Auswahl als Datei” anklicken: Ersetzen wählen

Ergebnis: Ein Clip, der auf konstant 120 läuft und dessen Metronom richtig klickt.

Für die wirkliche Feinarbeit verwende ich dann im Editor Free Audio Warp.


Ich wäre euch sehr dankbar, wenn das jemand verifizieren und/oder probieren könnte. Ich weiß, viel zu lesen, viele Schritte.
Jeder, der eine einfachere Methode kennt ist herzlich willkommen !!

1 Like

Hallo Walter, obwohl Du Dich wahrscheinlich inzwischen intensiver mit der ganzen Sache beschäftigt hast als ich, verstehe ich immer noch nicht, warum Time Warp bei Dir nicht wie gewünscht funktioniert. Dazu muss man auch nicht unbedingt die automatische Tempoerkennung heranziehen, man kann auch von Grund auf die Warpanker manuell setzen, einen nach dem anderen…

Ob sich dabei in der Anzeige das Taktraster ändert oder nicht, hängt natürlich davon ab, ob das Lineal auf Tempo- oder Zeitlinear eingestellt ist.

Da ich selbst schon einige Audioaufnahmen mit starken Temposchwankungen “geradegerückt” habe, bin ich mit den Möglichkeiten, die Cubase bietet, eigentlich sehr zufrieden. Klar könnte die automatische Tempoerkennung noch besser werden - vielleicht erleben wir das ja Dank KI irgendwann. Aber das manuelle Setzen oder nachträgliche Feinjustieren der Warpanker klappt doch soweit. Wenn das auf diese Weise manipulierte Taktraster dann mit der Originalaufnahme der Audiodatei zufriedenstellend übereinstimmt, dann wird die Tempospur in die Datei geschrieben. Und danach macht sie alle gewünschten Tempoänderungen brav mit.

Mir wäre die von Dir geschilderte Vorgehensweise ehrlich gesagt zu aufwändig.

Hinter Time Warp steckt ja eigentlich eine simple Idee: Man zieht das Taktraster von Cubase mit der Maus Stück für Stück an neue Positionen, die dann genau zur originalen Audiodatei passen. (Quasi die Umkehrung von Time Stretch bzw. Audio Warp, wo ja die Audiodatei an das Raster angepasst wird.) Dabei entsteht zwangsläufig eine Tempospur, denn mit dem Verkürzen oder Verlängern der Takt- bzw. Notendauer infolge des Hin- und Herschiebens ändert sich das Tempo.
Diese Tempospur wird anschließend dem Audiofile aufgeprägt. Damit werden die im Audiofile gesetzten Warpanker quasi mit dem Raster verklebt. Wenn ich dann das Taktraster ändere - indem ich z.B. alle Tempoänderungen lösche, dann ändert sich die Audiodatei, sofern der Musikmodus aktiv ist, synchron mit, dass die einzelnen Abschnitte entsprechend schneller oder langsamer wiedergegeben werden. Ich muss dazu die Audiodatei nicht bouncen (“Auswahl als Datei”), sondern verwende die Ausgangsdatei weiter, nur dass sie nun zusätzliche Tempoinformationen enthält, die sie elastisch macht.

Aber wie gesagt, wenn Du Deinen Workflow gefunden hast, isses auch gut. Und vielen Dank, dass Du die Infos teilst. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen. :slight_smile:

Herzlichen Dank fürs Mitdenken !!
Du hast völlig Recht. Meine Methode verwendet ja doch genau Time Warp mit dem manuellen Richten der Takte.

Das mit dem Lineal kannte ich noch nicht !! Die Umstellung auf Zeitlinear hilft sehr, ein ungefähres Tempo festzustellen. Danach folgt die händische Korrektur mittels Time Warp, dann Festschreiben der Tempoinformationen.
Thats it !!

Meine Beschreibung ist nicht aufwändig oder kompliziert, nur sehr detailliert und wirklich Schritt für Schritt.
In wie weit man “Auswahl als Datei” auch weglassen kann, teste ich noch, aber ich bin ein Fan dieser Funktion, weil es für mich mehr Klarheit im Editor bringt.

Es folgt die endgültige Workflow-Beschreibung für alle Leser.

lg
Walter