"benutzerdefinierte Stille" einfügen ?

Hallo Cubase Nutzer,
bin in letzter Zeit öfter mal am editieren von Sprachaufnahmen ( Vertonung von eLearning, Ansagen, Hörbuchbeiträgen). In der Regel entstehen beim Aufnehmen von Sprache auch unerwünschte Nebengeräusche wie
Schmatzer, Schluck- und Verschlussgeräusche oder einfach mal ein Störgeräusch, welches man durch “Stille” ersetzen möchte. Der Sprachfluß sollte auf seiner Zeitachse dabei unbeeinflußt bleiben. Nun gibt es zwar die Funktion “Stille einfügen”, doch ist dies eine absolute Stille und klingt in einer Atmo aus Aufnahmeraum und Grundrauschen unnatürlich und steril.
Gibt es eine Möglichkeit eine eigene Atmo als “Stille” zu definieren und diese in der Größe des Auswahlbereiches einzufügen bzw. den Auswahlbereich zu ersetzen. Beim Einfügen sollte dann nur der ausgewählte Bereich ersetzt werden. In meiner Vorstellung habe ich z.B. eine eigene Atmo von ca. 10-20 sec. die ich vorher aufnehme und als “Stille” definiere. Beim Editieren sind aber die zu ersetzenden Störgeräusche unterschiedlich lang und es sollte nur der Bereich den ich mit dem Auswahlwerkzeug auswähle mit der “Stille” ersetzt werden.
Mir ist bekannt, dass man mit Cut / Copy / Paste zu Ziel kommt, aber vielleicht gibt es eine einfachere und schnellere Arbeitsweise.
Geht so was mit Cubase bzw. kennt jemand so ein Funktion ?

Grüße
Michael

Hi, wir machen auch viele Sprachaufnahmen.
Sicherlich nutzt du vorab sowieso hochwertiges Equipment, Popschutz, Wandler etc., und gute, sich dem Text anpassende und sauber sprechende Sprecher. (gerade Letzeres finde ich sauwichtig, das darf dann auch mehr kosten)
Dennoch ist eine separate Nachbearbeitung der Sprachtakes in einigen Fällen weiterhin oft stets gegeben.
Du kannst aber auch ein sinnvoll platziertes Gate (ansprechende Parameterwerte f. Schliessung), Volume-Automationen, die zusätzliche Gain-Funktion innerhalb der Cubase-Events erfolgreich nutzen. Das Gate arbeitet übrigens sehr schön in Cubase für Stille in Sprache. Kann man gut machen, dezent eingesetzt.
Sidechain wäre auch eine gute Option, ebenso um deine selbst erstellte Stille an definierten Punkten gebührend einzusetzen und lautstärkenmässig aufkeimen zu lassen.
Von automatischen Funktionen wie “Stille einfügen” halte ich gerade bei Sprach-Recordings nicht gerade viel, kann klappen, aber eher nicht. Jeder wie er mag usw.
Du schreibst, du möchtest das “Grundrauschen” des Aufnahmeraumes einsetzen? Wie “klingt” denn dieses so? Eigentlich ist sowas ja eher verpönt, weil es ja eher ein Störsignal ist ?

Gruss
Cent.

Hi Cent,
danke für Deine Antwort…
Das “Grundrauschen” kommt zugegeben weniger vom Raum. Es ist so das bißchen Grundrauschen, welches durch das Aufnahmeequipment z.B. des PreAmps kommt und was prinzipiell immer bei Aufnahmen ensteht.
Es gibt einige Nebengeräusche wie z.B. Atmer die eine gewisse Stimmung in der Darbietung representieren, die ich auf jeden Fall erhalten will, deshalb bin ich nicht so für automatisierte Tools wie Gates, Expander etc. zumal störende Geräusche oft lauter sind und ein Gate dann auch aufmachen würde.
Wir bewegen uns hier in einem sehr subtilen Bereich wo ich das meißte “von Hand” editiere und wo dann auch eine Stille wo das Grundrauschen fehlt auffällig wirken kann.
Wie editierst Du “schlicken und schluckser” im Sprachsignal ?

Grüße
Michael

oh, das ist natürlich die Frage, was man denn so erzielen will, stimmt…
Also, ich mag es eher sehr sauber, auch erwarten die Kunden dies.
Als Beispiel zum Gate-Einsatz, erst Letztens recordeten wir eine Sprecherin mit sehr viel Text für einen AudioGuide, wo dies mit längerem Release/Hold passendem Threshold in der Tat sehr gut funktionierte.
Dein genanntes Grundrauschen in den Pausen mag ich selber eher nicht so gern nutzen, ebenso erzeugt unser Equipment kein solches. Gutes Mic, gute Wandler, vernünftig ausgepegelt usw., eh klar. Aber ich weiss natürlich was du meinst, kann man natürlich als Stimmung gut machen. Keine Frage, das hat für gewisse Produktionen sehr viel Stil und klingt!

Ich muss aber sagen, dass ich nicht sonderlich viel nachträglich editiere, da unsere Sprecher/Sprecherinnen schon sehr professionell arbeiten. Wenn es denn aber Atmer, Clicks, Plops etc. gibt, nutze ich in Cubase nun mehr und mehr diese wohl von vielen Usern gewiss eher unterschätzte oder kaum bekannte (?) Volume-Unter-Unter-Automation innerhalb einer Region, welche man mit dem Stift-Tool wunderbar und schnell einzeichnen kann: ein großer, nicht zu unterschätzender Vorteil für die Cubase/Nuendo DAWs.
Und Pausen ansich schnibbel ich mit dem Marquee-Tool ganz schnell weg (Bereich anmarkern, ENTF, fertig)
Habe mit ferner für fast alle mir wichtigen Funktionen passende Shortcuts programmiert.

Ach ja, “Event Envelopes” (“Volume-Unter-Unter-Automation”) nennt sich das:

Jetzt nutz ich Cubase schon seit so vielen Jahren und entdecke doch immer wieder was neues.
Mit “Event Envelopes” !!! aaahhh … das ist ja super, hät ich auch selber drauf kommen können. Zwar bringt mir das meine gewünschte Atmo nicht hinein aber das funktioniert super schnell um Störgeräusche zu unterdrücken. Danke !

Eine relativ einfache und schnelle Vorgehensweise für das gewünschte Resultat wäre folgende:

Die gewünschten, künstlich erzeugten Nebengeräusche aufnehmen und über die gesamte Länge der Aufnahme sauber loopen, dann als zweite Spur zur Sprachaufnahme hinzufügen.
Die Sprachaufnahme z.B. mit “Stille suchen” oder aber per Hand wie gewünscht säubern, dabei aber die Störstellen richtig rausschneiden. Nun alle übriggebliebenen "Schnipsel der Sprachaufnahme markieren und in die zweite Spur mit den Nebengeräuschen ziehen. Da die Spur, die “oben liegt”, Priorität beim Abspielen hat, wird die Sprache angespielt und nur dann, wenn die Sprache eine Lücke aufweist, das gewünschte Nebengeräusch. Dann das ganze wiederum als Audio exportieren, fertig!

Hi Zap,
ja, dein Vorschlag ist ganz ok. Aber bei Sprache hat man auch oft Laute (auch zugehörige Atmer!), die leise oder langsam einstarten/ausfaden. Da würde es sicherlich audiomässig auffallen, wenn auf einmal nach dem letzten Wort abrupt dieser Geräuschteppich (aufgrund von sich dann ja wechselnden Regions innerhalb einer Spur!) auftaucht. Und selbst mit leichtem Crossfade würde es an diesen markanten Stellen sicherlich nicht wirklich “rund” klingen. So plädiere ich leider weiterhin auf > Handarbeit, Leute. Nützt nix… klingt auch natürlicher/runder dann.
So würd ich es machen: Sprachspur schnell & fix mit Marquee-Tool (o.ä.) sauber und frei schneiden (man muss ja eh die Takes sowieso nochmal gegenhören und mit der Textvorlage vergleichen!) dann einfach alle Events der Spur selektieren, passend an/abfaden, ggf. vorab an schwierigeren Stellen “Event Envelopes” usw. nutzen.
Auf neu erzeugter Audio-Spur dann das gewünschte Nebengeräusch (dein Looptipp ist gut!) mixtechnisch unterschwellig unterjubeln…

  • 1 !
    …und damit bleiben die (1) Volume/Fade-Anfasser in einer Region, die (2) Pre-Gain-Stufe, sowie der (3) Channel-Faders immer noch frei, um weitere Lautstärkenänderungen oder Automationen vorzunehmen…
    Auch kann der Kompressor im Insert so gezielter und genauer eingesetzt werden, wenn Lautstärken (Klicks, Atmer, fehlerhafte Gitarrennebengeräusche, Gesangsprobleme, uvam.) in einer Audio-Region bereits mit einer Envelope Event Hüllkurve behandelt wurden…

Gutes Feature, jawoll.
:sunglasses: