Das leidige Thema Latenz (MIDI)

Hallo zusammen

Mein Setup:

PC
i5
16GB RAM
Windows 7 64bit

Audio-Software
Cubase Artist 6 32bit
44.1kHz
Aufnahmelatenz berücksichtigen ist an
Systemzeit für Windows MIDI Eingänge und für DirectMusic ist beides an

Audio-Interface
Focusrite Saffire Pro 40
angeschlossen via Firewire
Firewire Driver Latency “low”
Asio Buffer Size 128 bit

“Master-Keys”
PCR-M30
angeschlossen via USB


Ich erstelle ein neues Projekt mit dem Cubase Template “Recording/Piano + Vocal” und spiele 8 Takte 4/4 120bpm auf die Viertel jeweils eine Note (Midi). Nach der Aufnahme öffne ich den Noteneditor und stelle fest, dass alle Noten ziemlich gleichmässig rund 1/64 vor dem Beat liegen. Ich wiederhole das beliebig, auch mit verschiedenen VSTis, das Resultat ist immer gleich.

Der Focusrite Saffire ASIO Treiber in Cubase meldet bei einer Samplerate von 44.1kHz eine Eingangslatenz von 3.356 ms und eine Ausgangslatenz von 5.351 ms. Das klingt ja wunderbar, nur: den Offset von rund 1/64 den ich messe (wie oben beschrieben) entspricht bei 120bpm rund 30ms (60 Sekunden / 120 1/4-Schläge / 16 = 64tel). Das ist eine ordentliche Differenz zwischen vom Treiber ausgewiesener und tatsächlich gemessener Latenz.

Meine Fragen auch Euch:

  • Weiss jemand, woher diese Differenz stammt? Da alle Noten ziemlich gleichmässig versetzt sind, schliesse ich mich beim Einspielen als Fehlerqueller mal aus (ist klar, dass ich für die geringfügigen Schwankungen verantwortlich bin).
  • Sind Latenzen in dieser Grössenordnung normal? Ist ja nun nicht so, dass ich den ältesten Computer und eine billige Audiokarte hätte.
  • Falls ihr auch solche effektiven Latenzen habt - wie geht ihr damit um? Ajustiert ihr über den Aufnahmeversatz?

Bin gespannt auf Eure Feedback. Vielen Dank für Eure Unterstüzung.

Gruss
Frank

Gedankenspiel:

Dsa Klick von Cubase wird via Firewire an mein Audio Interface gesendet. Hier kommt die Audio Ausgangslatenz zum Tragen. Ich höre das Klick, spiele meine Note auf dem Controller Keyboard. Hier füge ich eine Verzögerung x hinzu. Danach wird das Signal als Midi Signal über das Midi Interface an Cubase gesendet. Hier gibt’s sicher auch wieder etwas Verzögerung.

Nur: wenn ich mich an die guten alten Zeiten errinnere, als ich mit meinem externen Synthi Midi Daten an Cubase gesendet habe, dann hatte ich da kaum Abweichungen zum Takt, wenn ich darauf geachtet habe, exakt zu spielen. Und wenn es Abweichungen gab, dann lagen diese mal etwas vor mal etwas nach dem Schlag. Ergo - das war keine systematische Latenz.

Wenn ich also davon ausgehen kann, dass Midi kaum Latenz erzeugt und die Ausgangslatenz des Audiointerface auch nur ein paar ms beträgt, woher stammen dann diese 30ms, die ich tatsächlich messen kann?

Ich habe übrigens versucht die latenz mittels Aufnahmeversatz von ca -1800 Samples zu korrigieren (= 30ms bei 44100Hz). Ich erkenne keine Veränderung, was mich folgern lässt, dass die Latenz nicht auf dem Audiosignalweg sondern auf dem Midisignalweg entsteht.

Darum habe ich Einspielen via Midi/USB an PC und Midi/Midi-Interface auf dem Audio-Interface versucht - Resultat unverändert. Dito mit einem anderen Masterkeyboard Midi/Midi-Interfaace auf Audio-Interface.

Langsam gehen mir die Ideen aus…

Unter dem Midieinstellungen von Cubase mal Systemzeit verwenden für Midieingänge anhaken versucht?

EDIT: ja hast du schon versucht, sehe ich gerade.
Hast du zufällig noch ein Plugin irgendwo insertiert?
Drück mal Verzögerungsausgleich einschränken Button im Projektfenster oben links (die Uhr mit den Klammern) und guck ob das was fürs Einspielen bringt.
Mit dem Schalter werden alle Insertplugins auf Bypass geschaltet, damit die durch sie hervorgerufene Audiolatenz ausgeschaltet wird.

Sorry, dass ich wieder mal den Klugscheisser machen muss, aber das ist nicht richtig.

Doch, die durch sie hervorgerufenen schon, natürlich nicht die Interfacelatenz!

Die Funktionsweise von “Verzögerungsausgleich einschränken” ist so wie von Dir beschrieben nicht korrekt.

Dann erkläre mir das doch bitte mal korrekt, wenn ich es nicht verstanden habe.

Sorry, vielleicht etwas ungeschickt von mir ausgedrückt. Das Funktionsprinzip läuft im Endeffekt darauf raus, was Du sagst. Die Funktion an sich ist allerdings etwas komplexer, als nur “alle insert FX werden bypass geschaltet” . Die ganz genauen Fakten bitte im Handbuch nachlesen, ist mir zu viel Aufwand hier zu posten, wenn sich schon mal jemand die Mühe gemacht hat, das aufzuschreiben. Aber generell:
-Die Effekte werden nicht auf “Bypass” geschaltet, sondern ausgeschaltet. Auf “Bypass” bliebe die PDC aktiv
-Es werden nicht pauschal alle inserts ausgeschaltet, sondern die, die oberhalb des in den Programmeinstellungen festzulegenden Threshold liegen und weitere bestimmte Voraussetzungen erfüllen (z.B., in record ready geschalteten Audiospuren insertiert sein müssen)
-FX-Kanal inserts werden grundsätzlich nicht ausgeschaltet, aber die Plugin-Delay Kompensation wird ausgesetzt.
Wie gesagt, genauer nachzulesen im Handbuch,
War auch nur dafür gedacht, falls sich jemand fragt, warum bei Ihm evtl. nicht alle insert FX auf Bypass gehen…

Gut, dann hast du es jetzt noch einmal etwas genauer erklärt, kann bestimmt nicht schaden.
Die Plugins, die über den eigestellten Latenzschwellwert gehen, werden dann aber augegraut (sehen dann nicht mehr so aus als ob sie gebypassed sind).

Naja, sag ich doch, sind ja auch nicht ge-bypassed.

Hallo zusammen

Vielen Dank für Euer Feedback.
Plugin’s kann ich ausschliessen, da derselbe Effekt auch mit einem Projekt, dass ich aus dem “empty” Template erstellt habe, entsteht. Und dort hat’s gar keine Plugins drin. Ich habe also tatsächlich nur ein simples vsti offen, asio und cpu Leistung sowie Memory sind kaum gefordert.

Wei sieht das denn bei Euch so aus, welche Latenzen habt ihr denn so auf Euren Systemen (ich meine damit nicht die vom Audiointerface gemeldete Eingangs- und Ausgangslatenz, sondern die effektive, v.a. jene, die wie oben beschrieben bein Einspielen eines Midi-Tracks auf ein VSTI entsteht. Seid ihr da jeweils auf den Schlag oder stellt ihr da auch einen gleichmässigen Versatz nach vorne fest?

Vielen Dank für Eure Unterstützung!
Frank

Also bei mir passt es auf den Punkt, erkenne keinen Versatz bei eigespielten Noten zur abgespielten Schlagzeugspur.
Hatte aber schon mal das Problem das ein USB auf Midi adapter eine Latenz von bis zu 100ms erzeugte…
…und wie gesagt die Plugins die als Inserts entweder im Master oder auf der gespielten VSTi Spur waren haben mir einen Versatz beschert.