Wenn bei zwei digitalen EQs exakt der gleiche Frequenzverlauf eingestellt ist und beide das gleiche Phasenverhalten aufweisen, hört man keinen Unterschied. Lediglich Plugins, die analogen EQs nachgestellt sind, klingen unterschiedlich, weil sie versuchen, Effekte wie Röhrensättigung oder die Übertragungskennlinie eines Transformators zu simulieren. Das hat aber mit der eigentlichen EQ-Funktion nichts zu tun.
Zum Phasenverhalten:
Es gibt EQs mit Phasenverschiebung, man nennt sie “minimal Phase EQs”, und solche ohne Phasenverschiebung, also “linear Phase EQs”. Zur ersten Gruppe gehören alle analogen EQs.
Ein minimal Phase EQ verschiebt also die Phase bei den Übergangsfrequenz. Bei analogen Schaltkreisen und ihrer exakten virtuellen Nachbildung ist das unvermeidbar. Diese Phasenverschiebung entspricht einer kleinen Verzögerung des Signals. Dieser Effekt ist umso stärker, je höher die Flankensteilheit des Filters ist. Wenn du beispielsweise einen Klang mit mehreren Mikros aufnimmst, etwa ein Drumset mit Einzelmikros und Overheadmikros, und den Snare-Kanal mit einem minimal Phase EQ bearbeitest, dann kann es sein, dass sich die phasenverschobenen Anteile mit denen der Overheads so überlagern, dass es zu einer Färbung des Signals kommt, weil sich Frequenzen verstärken oder abschwächen. So eine Verfärbung kann gut oder schlecht klingen, aber das Ergebnis ist kaum kontrollierbar. Ein linear Phase EQ gibt hier mehr Kontrolle. Er ändert wirklich nur die Frequenzanteile, ohne dass es zu nicht vorhersehbaren Überlagerungen und damit Verfärbung kommt. Der Nachteil ist eine höhere Latenz, denn der digitale EQ muss das Signal erst analysieren, bevor er die Frequenz verbiegt. Ein anderer Nachteil kann das sogenannte Pre-Ringing sein, das bei perkussiven Signalen manchmal hörbar wird. Die Phase wird immer noch ein wenig verschmiert, aber nicht nur in Richtung Verzögerung, also nach hinten, wie beim minimal Phase EQ, sondern es gibt so eine Art kurze Hallfahne nach vorne, das heißt, man hört das Signal schon leise, bevor der eigentliche Attack kommt.
Der neue Cubase-EQ Frequency klingt nicht besser oder schlechter als jeder andere EQ, er bietet nur sehr viel mehr Möglichkeiten, und man kann sein Phasenverhalten an das Material anpassen, und das sogar pro Band.