GA 4 - Fortschritt oder Rückschritt?

Liebe Community,

meinen früheren Postings konnte man entnehmen, dass ich recht große Bedenken geäußert hatte, was die Entwicklung von GA4 betrifft. Aus meiner Sicht war ja schon der Schritt von GA2 zu GA3 nicht richtig glücklich, weil das aus meiner Sicht sehr gute Konzept von GA2 in GA3 nicht konsequent weiter entwickelt wurde. Sicher wurden weitere Rhythmen und Stile hinzugeführt, leider aber mit den beiden Zusatzprogrammen aus meiner Sicht mehr oder weniger unbrauchbare Agents hinzugefügt, die ich nie nutzen konnte.

Wie sieht das jetzt in GA4 aus?

Ich war skeptisch, hatte aber noch ein kleines Budget übrig und habe mich angesichts der Programmbeschreibung in der Keys dann doch hinreißen lassen, das Update zu kaufen.

Ich habe mich jetzt mehrere Tage lang durch die Bedienungsanleitung gekämpft, trotzdem bleiben viele Fragen offen. Mein Eindruck von dem Programm ist der Folgende:

GA2/3 waren in der Bedienung kinderleicht und hatten ein klares Konzept. Davon ist in GA4 nichts mehr vorhanden. War es in der früheren Version einfach, einen passenden Rhythmus anhand der Namensgebung zu finden, sucht man sich jetzt einen Wolf und muss viele Pattern durchhören, bis man etwas akzeptables gefunden hat. Dazu kommt, dass sich GA4 in der Bedienung dem Halion5-Konzept annähert, und dieser ja nicht gerade intuitiv zu bedienen ist - für mich trotz der immensen Möglichkeiten daher zur Preset-Schleuder degradiert wurde.

So ist es in GA4 leider auch, die intuitive Bedienung, das schnelle Finden von passenden Sounds und Rhythmen gibt es nicht mehr, alles ist sehr komplex und aufwändig.

In GA2/3 gab es 108 Kits, natürlich wie synthetisch mit zahlreichen Rhythmen, für die es jeweils 25 Variationen und 25 Fill-Variationen gab. In GA4 gibt es zu jedem Rhythmus nur noch 12 Variationen (Complexity), dazu noch 8 Fills ohne jede Variation, dazu Intros und Endings, die man sich aus den Fills früher problemlos basteln konnte. Dies ist, was die Vielseitigkeit betrifft, also ein deutlicher Rückschritt. Dazu gibt es nur noch 3 (!) wirkliche akustische Kits sowie einen Haufen Beat-Agent-Kits, die jedoch nur aus wenigen Samples bestehen und maximal 5 Dynamikstufen haben - meist unbrauchbar, wenn man ein gut klingendes Kit benötigt, brauchbar nur für Menschen, die gerne Samples verwursteln, um neue Sounds zu kreieren. Verbessert wurde in den Akustik-Kits allerdings die Anzahl der Instrumente (GA3: max. 8) auf 16 sowie die deutlich erweiterten Variationen in der Spielweise einzelner Instrumente (Flam, Rim, beim Hihat der Abstand der beiden Becken…).
Jedoch: all dies bieten Konkurrenzprodukte wie Superior Drummer in deutlich besserer Qualität, auch das Mischpultkonzept (Einstellung der einzelnen Mics, mit denen abgenommen wurde, wie Bottom, Top, Overhead, Room usw…) wurde anderswo meiner Ansicht nach besser und in höherer Qualität umgesetzt.
Dazu kommt, dass dieses Konzept für den Beat-Agent nicht zur Verfügung steht, hier hat man nur feste Samples - ich kann damit nichts anfangen.

Lediglich im Percussion-Agent sehe ich leichte Verbesserungen zur Vorgänger-Version: die Samples sind besser, die einzelnen Instrumente in mehr Variationen spielbar. Leider ist man an dem Konzept von GA3 hängen geblieben und bietet für jedes Instrument nur wenige Pattern ab, dazu auch nur in 5 Variationen - viel zu wenig. Aber immerhin kann ich mir hier und da mal einen Sound ausleihen, wenn mir meine anderen Drummodule nichts passendes bieten.

Ein Problem fast aller Pattern: schon die einfachste Komplexitätsstufe ist mir schon zu lebhaft, da fehlen nach unten eine ganze Menge einfachster Rhythmen, die man doch immer wieder gerne einsetzt und die es in GA2/3 unter den Buchstaben A bis E gab.

Warum es im GA4 jetzt 4 Slots gibt, erschließt sich mir auch noch nicht. Steuert man den GA mit Midinoten an, erklingen immer alle vier Slots gleichzeitig. Das ist aber doch nicht so gewollt, oder? Also muss man für zwei Agents GA4 sowieso zweimal ins Rack laden, um z. B. ein Drumkit und Percussion gleichzeitig, aber unabhängig voneinander einsetzen zu können.

Mein Fazit: GA4 ist leider nichts für mich. 100 Euro in den Sand gesetzt, aber eine Erfahrung reicher. Sicher das letzte Instrument, welches ich aus dem Hause Steinberg gekauft habe. Umständliche Bedienung und unlogisches Handbuch, in dem man auf die Schnelle eben nie das findet, was man sucht. Bei den Sounds kommt im Akustikbereich Steinberg nicht an die Konkurrenz heran, die Percussion-Sounds sind teilweise brauchbar, mit dem Beat-Agent kann ich weiterhin nichts anfangen.

Die teilweise guten Rhythmen und Fills, die man in GA2/3 einem Kit zuordnen konnte, und fast immer stilsicher passten, gibt es nicht mehr! Schade

So, zugegeben sehr kritisch formuliert. Jetzt würde mich die Meinung der anderen User von GA4 interessieren.

Gruß
Tillenburg

Hi Tillenburg

Das mit der Komplexität ist nur auf dem ersten Blick eingeschränkt.
Die Anzahl der Komplexität ist nicht starr. Es gibt auch Pattern mit 16 Komplexitäten. Zudem können Fills/Intro/Ending ebenfalls Komplexitäten haben. Ist aber nicht bei allen Sets der Fall.

Zu jedem einzelnen Pattern kannst du noch zwischen Groove und Halftime wählen. Das verdoppelt schon einmal die Variationsvielfalt. Und des Weiteren kannst du bei jedem Pattern das Crash/HH/Ride beeinflussen wie diese gespielt werden sollen unabhängig der Komplexität. Wenn dir bei Komplex 1 alles schon zu heftig ist 1, bearbeite die HH/Crash mit den Buttons neben der Komplexität Wenn zB. das HH zu heftig ist, wähle bei HH die Option „TIP“

Wenn dir die Pattern zu dem Kit nicht gefallen kannst du über Style-Library ein anderes wählen. Wie die Struktur Aufbau/Suche/Katalogisierung aufgebaut ist, ist natürlich ein anderes Thema.

Wenn dir ein Style/Groove in der Form nicht gefällt oder bearbeiten möchtest ist das natürlich möglich. Entweder in der DAW oder im GA. Wenn im GA bearbeitet werden soll, dann musst du nur den „Style to Midi“ konvertieren.

Ich mach das aber lieber in Cubase, da der Editor viel größer und übersichtlicher ist. Ich wähle das Pattern, konfiguriere die Komplexität usw. und ziehe danach das Pattern zur Bearbeitung in Cubase.
Wenn fertig, ziehe ich es, wenn ich es überhaupt möchte, das bearbeitende Event zurück auf ein freies Pad.
Die Komplexität kann auch über eine Automation gesteuert werden.

Mit den 4 Drum-Slots kannst du 4 unabhängige Drum-Kits/Perc laden und unabhängig davon triggern. Das steuerst du über den Midi-Ausgangskanal in der DAW. Slot1 = Kanal 1 usw. Der Midikanal wird in GA rechts neben dem Kitnamen angezeigt Wenn bei dir alle Kits erklingen, liegt es daran, dass deine DAW die Midi-Noten an alle Ausgänge schickt. (All).

Der Mixer hat pro Kit Einzelsignale/Subgruppen pro Instrument / Raum / Overhead und 4 Effektwege. Man muss dabei Wissen, dass das Register „Kit“ der Master für ein jeweiliges Kit 1-4 ist und alle “Kit-Master” wiederum in den Master gehen. Natürlich können alle diese Outs auf Einzel-Outs geroutet werden um diese in Cubase einzeln zu bearbeiten/mischen.

Ich kann die Bedienung untereinander leider nicht vergleichen, da ich GA2/GA3 oder andere Drum-Sampler nicht habe.
Wenn man die Bedienung/Logik/Aufbau verstanden hat, ist der GA in der Bedienung für mich OK. Wobei mir die Fenster im Fenster „a`la Halion“ auch nicht so richtig gefallen. Alles sehr eng und klein.

Die Pattern nutze ich eigentlich mehr als Ideengeber und bearbeite diese noch entsprechend wenn sie mir nicht gefallen

Gruß Ruby