Ich bin Software-Engineer im hardwarenahen Bereich. Getestet wurden neue PCs mit Intel i7/i9 und Gen12/13 (BIOS aktuell und Windows 11 22h2). Es waren Mainboards der üblichen Marken. Windows in der Grundausstattung, nach den Regel der Audio-Real-Time-Vorgabe, konfiguriert. Von AMD sind mir diese Probleme nicht bekannt (andere schon ;-))
Es handelt sich um meine subjektiven Erfahrungen, die keinem fachlichen Anspruch erheben.
Steinberg hat in einem Artikel 8412891538066 eine Stellungnahme veröffentlicht. Zwei Aussagen halte ich für wichtig. Das Problem existiert und wurde zum Teil gelöst. Dem zweiten Punkt schließe ich mich nicht wirklich an.
Das Thema ist aktuell, aber behandelt nur Intel PCs. Die Intel-Sandy-Bridge wurde vor einigen Jahren der CPU-Architektur hinzugefügt. Gerüchten zur Folge wurde zu dieser Zeit die E/A-Funktionalität (Interrupt-Anfragen) vom Motherboard auf die CPU verlagert. Ein großer Schritt für alle Realtime-Aufgaben. Caches mit Kernen, dem Speichercontroller und der GPU wurden mit einem internen Ringbus verbunden. Dieser Ringbus bestand dabei aus vier Links.
Die Performance war nun für diese Desktop-Aufgaben hervorragend. Jetzt aber könnte es sein, dass etwas in der Architektur geändert wurde. (Gen12/13).
Die Hybridarchitektur der neuen CPUs besteht aus leistungsstarken P-Kernen und C-Kernen für Hintergrundaufgaben. Sobald man die CPU Power Management Verwaltung abschaltet, die C-Kerne abschaltet und das Hyperthreading deaktiviert, dann verschwinden die häufigsten Peaks, welche Real-Time-Aufgaben stören, aber eben nicht alle. Es gibt DPCs die weiterhin Peaks verursachen.
Ich habe auch mit reinen P-Kernen getestet und es kommt bei verschiedenen Programmen zu permanenten Kernwechseln. Das verursacht aber vermutlich E/A Störungen. Das betrifft Kopiervorgänge, Renderaufgaben und eben Audio-Real-Time-Aufgaben. Es sind keine bestimmten Treiber, sondern betreffen alle E/A Aufgaben im Bereich Direct-X, Grafikkartentreiber, Audiotreiber usw.
Entsprechende Quellen finden sich z.B.: auf “Reddit”. Ein weiteres Stichwort ist hier: “Tech yes City’s video” aber die Quellen sind wirklich unerschöpflich.
Der Versuch dies mit Spitzenaudio-Interfaces zu kompensieren scheitert.
Also habe ich die Tests auf einen P-Kern begrenzt. Dabei fiel mir auf, dass VST Instrumente keine Peaks mehr aufweisen und die Performance sehr hoch ist. Könnte es sein, dass ein VST Instrument in einem Slot nicht Multicore arbeitet oder arbeiten kann?
Sollte das so sein, dann wäre es sinnvoll, wenn die DAW Entwickler für Hybridsysteme eine erweitere Multicorefunktionalität umsetzten. Jedes VST Instrument bzw. jeder VST-Slot sollte einem P-Kern zugeordnet werden können. Der primäre GUI-Thread sollte ebenfalls daran gehindert werden, dass dieser seine Kerne wechselt. Ein kommendes Windows sollte eine umfangreiche P-Kern und C-Kern Verwaltung besitzen, damit Anwendungen mit hohen Real-Time Anspruch entsprechend konfiguriert werden können. NVIDIA geht schon lange den Weg (Gamer oder Renderpriorität).
Intel liefert hierfür eine Thread-Direktor-Sdk, die vermutlich von Microsoft auch genutzt wird. Die neuen CPU Generationen sind sehr mächtig, aber sie haben vielleicht E/A IR Timing-Schwächen zurückgebracht, die aus meiner Sicht nur durch die beschriebenen Anpassungen korrigiert werden könnten.
Das Thema ist sehr komplex, aber es betrifft sehr viele Nutzer der neuen CPU Generation. Manchen sollen die Einstellungen: “Windows Memory Integrity feature in Core Isolation” helfen.
Ich hoffe, dass meine Informationen dem einen oder anderen Leser nutzen.
Mich persönlich hat es sehr enttäuscht, dass die neuen CPU Generationen, bei meinen Tests, im Real-Time-Audio tatsächlich schlechter bis unbrauchbar abschnitten als frühere Generationen. Das Thema Parallelisierung wird häufig in Entwicklerteams nicht mit der Wichtung gesehen, die es braucht. Mit meinem Beitrag wollte ich darauf hinweisen, denn dieses Thema wird die Zukunft massiv bestimmen. Machine Learning (alias KI) ist in den nächsten 10 Jahren eher ein Booster für Banker und Broker. Dieses Thema hat längst nicht die Erfolge, die propagiert werden.
UPDATE: Es ist ein erbitterter Streit in der Tech-World entstanden und einige wenige Nutzer behaupten, das Problem durch umfangreiche Abschaltungen der USB-Ports gelöst zu haben. Hier spielt auch die RGB Light Steuerung rein. Dennoch waren diese Poster nicht in der Lage ein Video über 10 Minuten mit LatencyMon zu präsentieren. Es scheint aber tatsächlich ein großes Problem zu sein und es gibt Unsicherheiten, was das Gerücht der IOH Controller angeht. Die Nordbrücke scheint noch auf der CPU zu sein. Ich habe jedenfalls noch keinen Nutzer getroffen, der glaubwürdig einen 12th oder 13th Gen i7 ohne LatencyPeaks demonstrieren konnte. Spätestens nach 1-3 Minuten geht es los und diese Peaks sind enorm im realen Umgang mit Real-Time-Audio und anderen Real-Time Aufgaben. Was die Ursache ist, bleibt wohl leider ungeklärt und läßt sich vielleicht nicht einfach so beheben.