Mixing nach Lautheit -23 LUFS - EBU R 128

Guten Tag Liebe Steinberg´s und Forumskollegen

Ich habe die Frage ob es ein Plugin oder evtl. ein “future feature” für Cubase gibt, mit
dem man in der lage ist, nach Lautheit -23 LUFS - EBU R 128 abzumischen?

Vielen Dank vorab.


Stefan

Hallo Zusammen.
Ich habe gerade einen Anruf von einem Kollegen bekommen.

Hier ist eine Seite, auf der man ein Plugin downloaden kann mit dem man
nach Lautheit Abmischen / Messen kann.

Der Hammer : absolut for free !!!

Das Thema Lautheit wird im kommenden Jahr immer wichtiger…

hier der link:

Grüße, Stefan

Hallo,

die Einheit LUFS kannte ich noch gar nicht. Ich habe mich mal in diversen Artikeln informiert, und es scheint mir, als gehe es darum, in der Rundfunktechnik die frühere Aussteuerungs-Normgröße ­‐9 dBFS, die dem Loudnesswar Tür und Tor geöffnet hat, durch eine neue Kalibrierung - 23 LUFS (loudness Unit Ful Scale), die für einen konstanten Lautstärkegrad bezogen auf die digitale Vollaussteuerung steht, zu ersetzen. Wenn sich das durchsetzte, hieße das, dass das Programm-Material im Radio trotz unterschiedlicher Quellen und auch bei Senderwechsel gleich laut klingt. Das wäre sehr begrüßenswert.

Allerdings geht es hier m.E. ausschließlich um gesendetes Material, wofür wahrscheinlich eine spezielle rundfunkspezifische Lautheitsbearbeitung eingesetzt wird. Für uns Produzenten und Musiker ist es m.E. nicht sinnvoll, nach dieser Norm zu mixen. Dafür gibt es andere, vielleicht besser geeignete Skalen. Ich will hier zwei nennen:

  1. das K-System nach Bob Katz: sehr ausführlich auf http://www.digido.com nachzulesen. Hier zusammengefasst:
    Empfohlen wird, als maximalen Aussteuerungspegel für die Summe (im Mastering) je nach Programmmaterial folgende RMS-Werte anzuvisieren:
    K-20: -20 dBRMS für hohe Dynamik bei “audiophiler” Musik (Klassik, Akustik, Jazz)
    K-14: -14 dB RMS für leicht komprimierte Musik (Rock, Pop)
    K-12: -12 dB RMS für Rundfunkübertragung
    Level-Meter nach dem K-System sind so geeicht, dass sie bei dem jeweiligen Sollpegel 0 dB anzeigen. Somit sollte bei der K-14 Einstellung der Mix-Pegel um die 0 dB (nach K-Wert) liegen. Das ermöglicht Mixes, die eine Dynamik von bis zu -13,x dB ermöglichen, wenn man den Peak-Limiter knapp unter 0 dB dBFS setzt.

Es gibt Freeware-Plugins, die Pegel nach dem K-System anzeigen, etwa der sehr empfehlenswerte SPAN-FFT-Analyzer von Voxengo.

  1. das Dynamic Range System von Tischmeyer hat einen etwas anderen Ansatz, nämlich die weitgehende Erhaltung der Dynamik. Hier wird - stark vereinfacht dargestellt - der Abstand zwischen dem höchsten Peakpegel dbFS und einem gemittelten Pegel (RMS) für die lautesten 25% des Songs mit einem speziell darauf geeichten Pegelmesser gemessen. Tischmeyer gibt für den DR-Wert (der ein Maß für die Dynamik ist) folgende Zielwerte an:
    DR 14 bis DR 12 für alle Arten von Musik
    DR 11 bis DR 8 für laute bis sehr laute Musik (Hiphop, Techno, Metal)
    Bei Rockmusik versuche ich als Zielwert DR12 zu erreichen (aber erst beim Mastering).
    DR-Werte kleiner als 8 sollten auf keinen Fall Ziel des Mixes sein, da sie die Audioqualität rapide verschlechtern.
    Nachzulesen bei http://dynamicrange.de/de/de/unser-ziel

Die entsprechenden Plugins gab es früher umsonst, heute leider nur noch, wenn man der Organisation beitritt und einen jährlichen Mitgliedsbeitrag entrichtet.

Nach meinen Erfahrungen mit beiden Systemen kann man mit ihnen sehr gut arbeiten. Auf jeden Fall sollte man nicht auf höchste Lautheit, sondern lieber auf eine ordentliche Dynamik mit natürlichen Transienten setzen.

Danke für die wunderbaren Infos Rolander, echt klasse!!
(bin grippemässig paar Tage auf dem Sofa, so werde ich mal selber etwas hiernach forschen.
Diese eingangs erwähnte Einheit habe ich so auch noch nicht gehört)
K-Metering ist natürlich gut und bekannt und wird auch gern eingesetzt.

C.

Hallo,

das Thema Lautheit und das Mischen nach Normen wie der R128 ist für Rundfunk und
TV unerlässlich. Öffentlich rechtliche Rundfunkanstalten wie der ORF werden im kommenden
Jahr bereits nach dieser Norm ausgesteuertes Material bevorzugen. Die -23 LUFS soll gerade -
wie schon erwähnt - einer höheren Dynamik anstelle eines vorwiegend auf maximale Lautheit
getrimmten Signals den Vorzug geben.

Im Rahmen der Entwicklung werden solche Funktionen im NUENDO Kontext behandelt,
da es der Entwicklungszweig für den Bereich Post/Broadcast ist.

Beste Grüße,
Timo

Hallo allerseits,

in diesem Zusammenhang ist auch der IQ Analyser von HOFA sehr interessant.

http://hofa-plugins.de/pages/start_de/hofa-iq-analyser.php

Gruß
livetrack

Recht hast du! Und ich hoffe, dass diese Norm sich auch in Deutschland durchsetzt, damit dem Lautheitswahn endlich Einhalt geboten wird. Es macht dann keinen Sinn mehr, auf maximale Lautheit hin zu mastern (jedenfalls im Broadcast-Bereich).
Allerdings ergibt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Die Rundfunksender bearbeiten das Material doch sowieso mit entsprechenden Begrenzern. Wäre es dann nicht sinnvollerweise deren Aufgabe, es auf -23 LUFS zu beschränken? Damit würde auch zu laut abgemischtes Material ganz automatisch als schlechter klingend entlarvt. Ich frage das, weil sich für Produktion von CDs oder anderer digitale Tonträger das K-System doch allmählich durchzusetzen beginnt. Ein weiterer Standard extra für Broadcasting-Zwecke ist zwar richtig, aber man kann ja von den Produzenten schlecht erwarten, dass sie mehrere Masters anfertigen, einen für Rundfunkübertragung, einen weiteren für CD und einen dritten für MP3 und Streaming. Sinnvoller wäre es m.E., wenn man beim K-System-Standard bleibt (was ja auch- wenigstens annähernd - einen Lautheitsstandard setzt und eine gute Mikrodynamik ermöglicht) und den Sendern die Aufgabe überlässt, das Material im neuen R128 Standard zu übertragen. Dazu noch ein weiteres Argument: du sagst zwar, dass öffentlich rechtliche Sender demnächst solches Material bevorzugen, aber ich glaube, der kommerzielle Druck wäre einfach zu groß, auf einen Top-Hit im Programm zu verzichten, nur weil der Produzent sich diesem Standard nicht verpflichtet fühlt.
Das sind einige Gedanken dazu, die vielleicht auch mangels besserer Kenntnis entstanden sind, da zurzeit noch wenig Informationen darüber im Netz zu finden sind, aber vielleicht kannst du mich ja darüber aufklären, warum es besser wäre, die Aufgabe den Produzenten zu überlassen. Es sei denn, du meinst reine Rundfunkproduktionen, also Hörspiele, Life-Übertragungen usw.

Irgendwie entlockt mir diese Diskussion ein müdes lächeln - zumindest wenn es ums Radio geht in dessen Richtung sich dieser Thread hier entwickelt…

Wenn ich allein bei uns auf Arbeit schaue mit was für Radiogurken hier Musik “gehört” wird - (Sternrekorder, alte 90er Aiwa Kästen und Konsorten, dazu die Resterampe in Multicars und Traktoren wo allein das Motorengeräusch und Klappern bei 80dB liegen …) und wie die dann noch eingestellt sind - Bässe rein, Höhen rauf, so daß da eigentlich alles eher nach hendrix Fuzz Pedal klingt als nach Radio → da muß ich mir über Qualitätspegel echt keinen Kopf machen.

Den Leuten ist das einfach egal - da sie die Unterschiede eh nicht hören (würden) oder es schlichtweg wichtigeres gibt. Denn da wird ja auch zuhause dabei noch gelesen, abgewaschen, sich unterhalten, Kaffee getrunken usw. Seien wir doch ehrlich - Musik übers Radio genießt keiner, die ist einfach nur da damit man sich bei Gesprächsabbrüchen nicht komisch fühlen muß oder auf der Nachhausefahrt halt irgendwas dudelt.


Bei Cd’s, Downloads und dem Rest ist’s natürlich ein ganz andrer Schuh. So eine **** Metallica Platte will ich nie wieder erleben … :wink:

[quote=“TimoWildenhain”]Im Rahmen der Entwicklung werden solche Funktionen im NUENDO Kontext behandelt,
da es der Entwicklungszweig für den Bereich Post/Broadcast ist./quote]
Das sehe ich anders! Auch User von Cubase müssen an den Rundfunk anliefern.

Es sollte in WaveLab, Cubase UND Nuendo eine (on- wie offline-fähige) R128-Option geben. Sogar Studio One 2 hat solches im Mastering-Bereich, da sollte Cubase/Wavelab punkten!

Beste Grüße

Florian

Schön, dass es bereits einen Thread zu dem Thema gibt.

Ich bitte Steinberg ebenfalls, in ihre Programme - vor allem aber in Wavelab - endlich TV taugliche Pegelmesser zu integrieren. (Auch in der Analysefunktion) Das war ja bisher nicht der Fall, aber jetzt bietet sich ne schöne Gelegenheit dazu.
Vor einiger Zeit habe ich Erklärungen zur EBU R.128 in meinen Blog geschrieben: http://www.phonvision.com/blog/?p=150

Thumbs up.