Im Grunde ist die reine Bearbeitung der Gesangsstimme nicht schwer.
Startpunkt der Bearbeitung ist der Gesang an sich.
Ist der Gesang wirklich gut? Stimmt Intonation, Gefühl und Ausdruck?
Egal welche Musikrichtung, denke dabei an Sänger wie Sinatra, Adele, Gabriel, Lennon uvm.
Das Entscheidende passiert schon vor dem Mikro!!!
Wenn ja, weiter gehts.
Ist der Umgang mit dem Mikrofon richtig?
Wer mit einem Kondensatormikrofon arbeitet, stellt schnell fest, das bei P- B-T-Lauten Ploppeffekte auftreten.
Hier schafft ein Ploppschutz wie das leichte Vorbeisingen an der Membran Abhilfe.
Der Umgang mit dem Mikro muss auch gelernt sein, leise Stellen etwas näher ans Mikro, bei lauten etwas weiter weg, schaut Euch auch hier die Profis an.
Passt die technische Kette, sprich passt das Mikrofon zum Sänger?
Achten kann man hierbei darauf, sind die S-Laute Sch-Laute etc. sauber.
Und vor allem ist das wichtige Mittenspektrum gut abgebildet, sprich fühlt man sich mit der Aufnahme wohl.
Wenn bisher alles mit “Ja” beantwortet wurde, dann ist die Bearbeitung, wenn die Betonung auf Natürlichkeit liegt, simpel.
Zuerst mittels Volumen-Automation die Unterschiede zwschen laut und leise minimieren, da muss dann der Kompressor später weniger arbeiten und es klingt dann auch besser.
EQ:
Meist sorgt ein Low Shelf Filter ab 150hz für Entschlackung der oberen Bässe.
Das wars, zumindestens bei mir, wenn Mikro und Preamp passen.
Nur bei Bedarf eine breite leichte (2db) Anhebung (paramettrischer Filter) in den Präsenzen 3-6khz, und dann im Airband bei über 18khz (3-4db). Beide Anhebungen aber nur dann wenn sie notwendig sind.
Vorsicht bei Anhebungen um 7khz bis 10khz, da sind die berüchtigten s-laute, meistens verschlimmert sich das.
Wenn s-Laute zu laut, manche Mikros auch HiEnd Mikros betonen hier.
Diese S-Laute würde ich IMMER manuell leiser in der DAW machen, kein Deesser hat mich bisher richtig überzeugt.
Kompression:
Hier ist je nach Kompressor, hier gibt es deutliche Unterschiede, vieles erlaubt, wenn es gefällt.
Kompression kann von 3db Gain Reduction bis 10db oder mehr Gain Reduction gehen.
Für Lead Vocals eignen sich mM. nach folgende Kompressoren besonders.
Fairchild 660/670 Emulationen bspw. von Waves oder IKM (Vintage Compressor)
→ sehr natürlich, “glued” also verbindet, verschmelzt das Signal zu einer kompakten Einheit
Waves API2500
→ Ein Hammerkompressor, stellt die Mitten schön dar, und komprimiert sehr organisch, und lässt die Höhen weitgehend unangetastet.
Abbey Roads TGLimiter
→ wenn es mehr Air und Glanz haben soll, auch ein toller Kompressor.
1176 Emulation (Waves, IKM TRacks Black 76, Softtube FET Compressor)
→ eigentlich DER Kompressor für Lead Vocals, mir mittlerweile zu aggressiv.
Natürlich kann man noch Parallelkompression betreiben, aber wenn Du bisher alles verstanden hast und gelernt hast es einzusetzen, dann hast Du schon viel erreicht!