Tempospur, Tempodaten im WAV-File und das Auslesen in "neuen" Projekten

Liebe Cubase-Gemeinde,

in meiner heutigen Mittagspause hab ich ein interessantes Video von Dom Sigalas gesehen.

Da ich, als aktuell Student, im Nachgang darüber nachphilosophiert habe was mit der gezeigten Technik und den damit verknüpften Informationen über das Tempo alles gemacht und erleichtert werden kann, habe ich einen kleinen Test durchgeführt.

Nach dem Erstellen einer Tempospur habe ich mit dem GrooveAgent einen einfachen Rhytmus programmiert, der, wie in der Tempospur angegeben, ab einem Zeitpunkt X langsamer wird, um danach wieder im Tempo zuzulegen. Dann habe ich ein Wave-File exportiert und vorher im Exportdialog einen Haken bei “Tempodefinition einfügen gesetzt”. Bis dahin, hat alle funktioniert wie erwartet.

Damit war ich der Annahme, in einem neuen und leeren Projekt, die Tempoinformationen aus der Datei heraus lesen zu können, so dass sich meine Tempospur auf die importierte Datei anpassen lässt.

Leider war das so nicht möglich. bzw. finde ich den richtigen Knopf dafür nicht.
Was mach ich falsch oder habe ich übersehen?

Vielen Dank für eure Hilfe und ein schönes Wochenende wünscht euch
David

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Hallo David,

und du hast dann das hier gemacht?

Repost an genau der Stelle!

Definition in Audiodatei schreiben
grafik

und dann im pool:

und im Projekt:

Und danach:

Projekt>Tempoerkennung>Analyse

Viel Spaß und schönes Wochenende :wink:

(Gern die richtige Antwort mit “Solved” markieren, dass hilft später Anderen bei ihrer Suche!)

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Hi Jonas und vielen Dank für die schnelle Antwort,

ich hab das nun nochmals “neu” exportiert, mit dem Zwischenschritt, der im Video gezeigt wurde. Ich war, oder bin, der Annahme, das die aktivierte Tempodefinition im Exportmenü, auch diese Daten in die WAV schreibt.
Ich bin, aufgrund der verwendeten Instrumentenspur, einen etwas anderen Weg gegangen und war der Annahme, das es sich grundsätzlich um die selbe Funktion dreht.

Das mit der Tempoerkennung/Analyse hat mir bislang gefehlt. Das funktioniert, wenn auch nicht ganz so präzise wie ichs von den in die Datei geschriebenen Daten erwartet hätte.

Ich glaub ich muss da noch etwas experimentieren und probieren ums schlussendlich zu verstehen…

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Das Thema ist tatsächlich etwas tricky.
Die Funktion “Definition aus Tempospur übernehmen” ist ja in erster Linie dazu gedacht, das entsprechende Audiofile elastisch zu machen, so dass es Tempoänderungen im Projekt folgt.
Was Dom beschreibt, ist ja das “Begradigen” einer Aufnahme und die anschließende Möglichkeit beliebiger Tempomanipulationen.

@davede wenn ich Dich richtig verstanden habe: Deine Annahme war nun, dass man diese in das Audiofile eingebrannten Tempoinformationen auch wieder auslesen können sollte, um z.B. in einem anderen Projekt eine entsprechende Tempospur erstellen .

Ich hatte eigentlich auch gedacht, dass dies möglich sein sollte, denn es gibt ja die “Umkehrfunktion”:

Aber leider entnimmt diese Funktion nicht die Tempoänderungen innerhalb der Audiodatei, sondern schreibt nur ein einziges Tempoevent zu Beginn des Audioevents in die Tempospur.

Dass ein Audioevent u.U. viele eingebrannte Tempoinformationen enthält, kann man aber zumindest sichtbar machen, nämlich mit dem Timewarp-Werkzeug.
Die Zahlen an den gelben Dreiecken zeigen das relative Tempo der einzelnen Abschnitte an, das mit der Funktion “Definition aus der Tempospur übernehmen” in der Audiodatei übernommen wurde:
image

Man könnte sich nun die Mühe machen, unter Verwendung dieser Zahlen manuell die ursprüngliche Tempospur zu rekonstruieren.
Aber es geht natürlich viel einfacher: Importiere einfach die Tempospur aus dem Ursprungsprojekt in das neue Projekt.

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Hi P.A.T.,

Vielen Dank auch für deine Antwort!

An das “kopieren” der Tempospur hab ich auch schon gedacht, in meiner Vorstellung hab ich Möglichkeit gesehen, beispielsweise bei der Vertonung von Filmprojekten in Postproduktion, mittels der in die Datei geschriebenen Daten, dann 1 zu 1 auf dem Tempo arbeiten zu können was da vermerkt wurde und, noch so eine Idealvorstellung, das möglicherweise auch DAW-übergreifend nutzen zu können, da ich speziell für Film auch gern mit Samplitude arbeite und ab und an mit jemandem zusammen arbeite, der fast ausschließlich das benutzt.

Mal anders gefragt, was bezweckt eigentlich der “Tempodefinition einfügen”-Haken beim WAV-Audioexport? Bzw. was ist damit auch plattformübergreifend möglich?

Die von dir angesprochene Umkehrfunktion lag in meinem Beispiel rund 1,5 bpm daneben mit ihrer Interpretation, was darauf schließen lässt, dass sie einen Durchschnittswert aus dem eigentlichen (wechselndem) Tempo errechnet hat.

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Wenn Du eine Audiodatei mit eingebrannten Tempoevents in ein neues Cubase-Projekt importierst, kannst Du alle Tempomanipulationen auch dort vornehmen, genauso wie im Ursprungsprojekt.
Das funktioniert natürlich nicht, wenn die Informationen nur im (Ursprungs-)Projekt gespeichert sind.
Inwieweit andere DAWs diese Tempoinformationen auswerten können, weiß ich leider nicht.

Ja, das deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Mal schauen ob hier noch jemand von den Entwicklern mitliest und darauf kompetent antwortet. Es ist jedenfalls ein interessantes Gebiet, bei dem ich bislang nur mit Halbwissen glänzen konnte.

@Jonas2021 & @P.A.T jedenfalls vielen Dank für eure Antworten und ein schönes Wochenende, eure Antworten haben schon ein ganzes Stück weiter geholfen! :+1:

Ich nicht weiß, welche Funktion im Mixdown-Dialog Tempoinformationen einfügen können soll. Kannst Du einen Screenshot machen, welche Funktion Du verwendest?

Übrigens: Falls das im Broadcast-Wave-Chunk passiert: Da wird nur die Startzeit als Timecode hinterlegt.

image

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Jetzt komm ich mir natürlich etwas albern vor. Ich nutze diese Funktion nie und bin über die Jahre anscheinend ‘betriebsblind’ geworden. Danke für die neue Sehhilfe.

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Alles gut!!! Das geht mir (und vielen anderen) auch manchmal so

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Ich habe mir mal eben die iXML-Spezifikation angeschaut. Da ist nichts von Tempodefinitionen zu sehen. Insofern nehme ich an, dass diese Infos in den Steinberg-Teil des Chunks geschrieben werden, also proprietär sind. Dann wäre die Chance, dass andere DAWs das auslesen können, sehr gering.

Kann es sein, dass die Tempodefinition eher im Sample-Editor zu sehen ist, wenn man die Sektion “Definition” anwählt?

Im Sample-Editor kannst Du die Warp-Marker als rote bzw. gelbe Linien im Bereich “Definition” bzw. “AudioWarp” sehen. Allerdings werden an den Linien keine weiteren Infos angezeigt.


In der Wav-Datei sind die Tempoänderungen im Chunk-Bereich “Steinberg” zu finden:

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@Johnny_Moneto wie die Chancen in anderen DAWs sind, diese Daten tatsächlich auslesen zu können, kann ich noch nicht beurteilen, aber ich stimme dir zu - könnte schwierig werden.
Wo können iXML-Daten eingesehen werden? Damit hab ich mich bislang noch nicht beschäftigt…

@P.A.T Woher kommt der Text aus deinem letzten Bild des Beitrags? Grundsätzlich sind das ja Daten die zumindest auch in anderen DAWS gelesen werden könnten…Verarbeiten ist wieder eine andere Geschichte

Das ist ein Auszug aus dem iXML-Chunk. Das ist ein bißchen Text, der relativ am Anfang der Wave-Datei eingebettet ist. In einer wave-Datei sind nicht nur reine Audiodaten hinterlegt, sondern auch sogenannte Metadaten.
Andere Hersteller können sich Steinberg-Sektion des Chunks anschauen und versuchen, die Daten und Struktur richtig zu interpretieren, um diese Daten selber zu nutzen. Die Bereitschaft der anderen Hersteller dürfte jedoch eher gering sein.
Presonus, Avid und Celemony haben übrigens ihre eigenen Sektionen im iXML-Chunk. Celemony hat das für die ARA-Schnittstelle angemeldet.

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Diese Infos siehst Du, wenn Du die wav-Datei mit einem geeigneten Editor öffnest (ich nehme dafür meist den UltraEdit)

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Nochmals vielen Dank für eure Antworten! Mit den Grundlagen lässt sich experimentieren.

Liebe Gemeinde,

ich hab zu dem Thema nochmal Rücksprache mit dem Steinberg-Support gehalten. Beim Export einer WAV-Datei, wird ein errechneter Durchschnittswert mit in die iXML-Sektion der Datei geschrieben, daraus ist natürlich keine Samplegenau Rekonstruktion von Tempowechseln möglich.

Vielen Dank an alle Beitragenden & ein schönes Wochenende allen

Danke für’s Nachfragen.
Aber die Antwort von Steinberg ist m.E. nicht ganz korrekt.
Wie man in dem oben gezeigten Wave-Datei-Auszug sehen kann, enthält der “Steinberg”-Chunk mehr als nur einen Durchschnitts-Tempowert. Ich sehe in meinem Beispiel eine Reihe von Einzelwerten mit Zeitpunkt (“AudioMarkerPpq”) sowie zugehörigen Werten namens “AudioMarkerValue”, die offensichtlich eine Tempoinformation in Form einer Differenz (vom Anfangstempo oder vom mittleren Tempo ?) beinhalten.

Dass mit den ppq-Werten keine Sample-genaue Rekonstruktion des Tempos möglich ist, ist einleuchtend, aber so genau muss es in den meisten Fällen ja auch nicht sein.

Ansonsten würde die Funktion “Definition aus Tempospur übernehmen” ja gar keinen Sinn machen