Transponieren nicht möglich. Warum?

Guten Morgen,

ich habe in Dorico 4 ein Arrangement für Sänger und Orchester in F-Dur geschrieben, nun möchte ich es doch einen Halbton tiefer haben, damit der Bariton es am Ende entspannter hat. Leider lässt sich Dorico nicht dazu bewegen, die Option “kleine Sekunde abwärts” im Transpositions-Dialog anzuwählen. Im Handbuch (noch Version 3.5) habe ich folgendes gefunden:

Der Transponieren-Dialog verhindert Transpositionen, die unmögliche Notationen bewirken würden, zum Beispiel mehr als drei Kreuze. Auch Transpositionen, die ein mikrotonales Vorzeichen benötigen, das im Tonalitätssystem an der rhythmischen Position Ihrer Auswahl nicht existiert, sind unmöglich.

Warum sind mehr als 3 Kreuze eine unmögliche Notation? Das will mir nicht in den Kopf. Hat jemand eine Idee woran das liegt? Nach Es-Dur ist kein Problem, die große Sekunde wird angezeigt, eine kleine Sekunde aufwärts nach Fis-Dur geht komischerweise auch. Also dachte ich: Na gut, dann erst Fis-Dur, dann eine große Sekunde zurück nach E-Dur. Aber Pustekuchen. Ergebnis ist Fes-Dur… Was soll das? Versteht das jemand?

Ich weiß nicht, wieso das nicht so geht, aber Versuch doch mal die Intervall Berechnen Funktion rechts zu nutzen? Geht es damit auch nicht?

Nein, geht leider auch nicht. Die “Anwenden”-Schaltfläche ist grau.

Transponieren2

Besonders ärgerlich: Wenn man das “Tonarten transponieren”-Häkchen wegnimmt, geht es zwar. Dann muss man aber danach die Tonarten/Vorzeichen ändern. Und dabei ist Dorico irgendwie dumm: Sowohl die Harmoniesymbole also auch die Töne werden enharmonisch verwechselt, sodass man das auch noch reparieren muss am Schluss.
Beispiel: Am Ende geht das Stück nach E-Dur. Also neu wäre Es-Dur wünschenswert, leider wird Dis-Dur draus. Das nervt… Bei Sibelius gab es da die Funktion “B”- oder “Kreuztonarten bevorzugen”. Es wäre wünschenswert, dass das hier auch nachgereicht wird.

EDIT: Im englischen Handbuch steht:

The Transpose dialog does not allow transpositions that would result in impossible notations, such as sharper than a triple sharp, or that require a microtonal accidental that does not exist in the tonality system in place at the position of your selection.

“triple sharp” bedeutet also quasi ein erhöhtes Doppelkreuz und nicht die drei Kreuze, die eine Vorzeichnung für A-Dur benötigt. Das ist missverständlich übersetzt worden!

hast Du es mal mit transponieren um eine maj7 und dann ggf. Oktavieren versucht?

Markus Hartmann hat genau diese Funktion in seinem letzten Video erklärt, etwa ab Minute 6 in dem Video über Orchesterarrangement auf Youtube.

Mir ist schon klar, wie man transponiert und wie die Funktion normalerweise arbeitet. Das Problem ist, dass mein gewünschter Tonartwechsel schlicht und einfach nicht funktioniert! Ich glaube aber jetzt zu wissen, warum Dorico sich sträubt: Mein Stück beginnt in F-Dur und wechselt später erst nach Es-, dann nach E-Dur. Ich habe, um den Leittönen gerecht zu werden und um die Modulationen logischer darzustellen, schon manche Töne enharmonisch verwechseln müssen, wie zB hier:

Wahrscheinlich gibt es dadurch einige Töne, die nach der Transposition eben “triple sharps” werden würden. Leider sagt mir Dorico in dem Moment nicht um welche Töne es sich handelt. Das heißt ich muss abschnittsweise probieren, was sich einen Halbton runter transponieren lässt und was nicht… Ich hoffe, jetzt ist klarer, was das Problem ist. Ich werde Markus Hartmann mal eine Mail schicken.

Wenn ich in Deinem Beispiel zuerst eine große Terz nach unten und dann eine kleine Terz nach oben transponiere, funktioniert das. Die ersten beiden Takte stehen dann in D-Dur und der folgende in Dis-Dur…

Das ist ja nur ein kleiner Ausschnitt. Bis dahin lässt es sich sogar transponieren. Das Problem ist der letzte Teil. Das Ziel sollte da auch Es-Dur sein, sonst lynchen mich die Blechbläser… Also man kommt schon irgendwie ans Ziel, wenn man abschnittweise transponiert und anschließend die Tonarten ändert. Schade ist nur, dass Dorico einen mit der grauen Schaltfläche allein lässt, wenn man die ganze Nummer auf einmal MIT Tonartwechsel transponieren möchte. Wenigstens sollte einem das Programm sagen, welche Töne für die Arbeitsverweigerung der Funktion verantwortlich sind…

Für alle, die es interessiert: Ich bin scheinbar nicht allein mit dem Problem, wie ich gerade im englisch-sprachigen Forum gelesen habe:

Es ist mir absolut schleierhaft, wie eine Software mit dem professionellen Anspruch und dem Preis, den Dorico hat, es nicht hinbekommt, bestimmte Transpositionen zu errechnen und ggf. enharmonisch so umzudeuten, dass sie spielbar und sinnvoll sind. Niemand würde auf die Idee kommen, z.B. bei einem Stück, das in H-Dur steht, nach der Transposition um einen Halbton aufwärts His-Dur zu schreiben. Warum kann Dorico das nicht (selbstständig) nach C-Dur umrechnen? Die Intervalle sind doch durchgängig identisch.
Sorry, aber ich bin zum ersten Mal wirklich enttäuscht, denn diese Funktion ist essentiell, wenn man wie ich ständig Arrangements fürs Theater schreibt und ein Halbton manchmal einen großen Unterschied für einen Sängerin macht. Nach meinem Wechsel von Sibelius zu Dorico vor knapp 1,5 Jahren hab ich dem einstigen Platzhirsch keine Träne nachgeweint. Bis heute jedenfalls… :frowning:

Bei meinem aktuellen Stück ist also die Ausgangstonart E-Dur des letzten Abschnitts das Problem: Dorico würde es nach Dis-Dur schreiben und die Trompeten und Klarinetten würden dann Eis-(statt F-) Dur vorgesetzt bekommen, also 11 Kreuze wenn ich richtig gezählt habe. So was hätte ich echt nicht erwartet.

Aber zur Not geht es ja über den umständlichen Weg. Nicht schön, aber immerhin.