Ich dachte, in den letzten fünf Jahren habe sich mein Timing dermaßen verschlechtert, dass ich nicht mehr in der Lage bin, einigermaßen synchron zum Click zu spielen. Das heißt, während der Aufnahme hörte es sich immer okay an, doch bei der Wiedergabe klang es furchtbar daneben. Selbst, wenn ich mich sehr konzentrierte und bewusst versuchte “laid back” zu spielen, waren die aufgenommenen Noten immer zu früh.
Ich führte das darauf zurück, dass man automatisch beim Einspielen die Systemlatenz versucht zu kompensieren, aber dann kam mir der Verdacht, dass es andere Gründe haben musste. Eine Verringerung der ASIO-Buffer-Größe auf das Minimum, bei dem noch keine Pops und Clicks auftraten, verbesserte das Timing nicht nennenswert.
Im englischen Forum habe ich einen Thread entdeckt, der zeigt, dass ich nicht allein bin:
Anscheinend hat sich das Timing-Verhalten seid Cubase 5 schleichend verschlechtert, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, es jemals so schlecht empfunden zu haben wie bei Cubase 8.
Ich mache deshalb im deutschen Forum auch einen Thread auf, damit alle, die sich im Englischen nicht so perfekt ausdrücken können (dazu zähle ich mich auch), hier Ihre Erfahrungen austauschen können.
Zunächst ein Video, das das Problem sehr überzeugend darstellt:
Der Musiker hat ein hervorragendes Timing beim Einspielen und dennoch ist die Wiedergabe grauenvoll daneben.
Ich habe auch mal einige Untersuchungen gemacht. Mein Verdacht: die tatsächliche Verzögerung zwischen MIDI und Audio in Cubase ist sehr viel größer als die ASIO-Latenz des Treibers.
- Ich habe ein leeres Projekt geöffnet
- und darin eine Instrumentenspur mit einem perkussiven Sound angelegt.
- Diese habe ich auf eine Gruppenspur geroutet.
- Dann habe ich mehrere Audiospuren angelegt mit dieser Gruppe als Eingang.
- Ich habe dann jeweils MIDI und Audio bei unterschiedlichen Einstellungen von Cubase aufgenommen (ASIO-Latenzausgleich an/aus, ASIO Guard an/aus).
Hier die Einstellung meines ASIO-Treibers:
Und hier das Ergebnis (oben die MIDI-Events, unten die Audiospuren):
Erste Audio-Spur: Asio-Latenzausgleich an, Asio Guard aus. Das Audio Signal ist ca. 20 ms später als das MIDI-Signal.
Zweite Audiospur: Asio-Latenzausgleich aus, Asio Guard aus. Das Audio Signal ist ca. 27 ms früher als das MIDI-Signal.
Dritte und vierte Audio-Spur: die gleichen Messungen mit ASIO Guard an. Die Zeitdifferenzen sind etwas geringer.
Ich frage mich, was Cubase da eigentlich zu kompensieren versucht: egal ob der Asio-Latenzausgleich an oder aus ist: es gibt eine erhebliche Verschiebung zwischen MIDI und Audio. Vor allem der Unterschied ist interessant. Zwischen ein und aus beträgt er gewaltige 47 ms. Was bitte hat das mit der ASIO-Latenz zu tun, denn für die Aufnahme alleine sollte doch nur die Eingangs-Latenz maßgeblich sein, oder verstehe ich das falsch?
Bitte berichtet hier doch, ob Ihr ähnliche Problem habt und versucht vielleicht auch, den Test nachzuvollziehen.